Unscheinbar: Das am Kühler befestigte Radargerät.

Foto: der standard/rudolf skarics

So sieht das On-Board-Modell aus.

Foto: der standard/rudolf skarics

Und dieser Kasten ist auf Ampelignoranten spezialisiert.

Foto: der standard/rudolf skarics

Die fleißigste Radarkabine in Wien steht an der Wiener Stadtautobahn am südlichen Beginn der Südosttangente. Im Jahr werden dort an die 40.000 Autofahrerinnen und Autofahrer geblitzt, weil sie zu schnell fahren, Tendenz steigend. Die Stellen, wo die Überwachung stattfindet, werden aber auch immer mehr und raffinierter. Zum Beispiel die Abstandsmessung von Brücken mit Foto von vorn: Damit ist es auch nicht mehr so leicht möglich, im Nachhinein Oma oder Opa als Lenker anzugeben. Die Geräte messen gleichzeitig die Geschwindigkeit, und bei "mangelnder"  Verkehrsdichte auch nur diese. Von welchen Brücken gemessen wird, erkennt man an den Bodenmarkierungen am Straßenrand unmittelbar davor, die zur Justierung der Messgeräte dienen.

Stichwort Foto von vorn: Deutsche Autofahrer haben es von der Rechtslage deutlich besser. Um eine Strafe erfolgreich weiterzureichen, ist es notwendig, den Lenker eindeutig zu identifizieren. Deshalb werden jetzt – vorwiegend auf Langsamfahr-Autobahnstücken – aufwändige Radaranlagen montiert, die das Fahrzeug von vorn und hinten gleichzeitig erfassen.

Oberst Josef Binder von der Wiener Verkehrspolizei: "Neu ist der Umstand, dass einzelne Radaranlagen mit den Verkehrsbeeinflussungsanlagen gekoppelt sind und die Daten via Asfinag-Leitungen direkt an die Auswertestellen der Polizei übermittelt werden. Die auf Verkehrsbeeinflussungsanlagen angezeigte Geschwindigkeit ist unbedingt zu beachten, da die Radarmessgeräte die jeweils angezeigte Geschwindigkeit überwachen."

Sektionskontrolle

Gefürchtet und zugleich auch hoch respektiert ist die "Section Control" , ein rein österreichisches Kunstwort übrigens, wie "Handy" . Binder: "Bei der Anlage im Wiener Kaisermühlentunnel werden die Fahrzeuge bei Ein- und Ausfahrt mittels Lasertechnik erfasst und das Kennzeichen fotografiert. Zugleich wird eine Laserabtastung vorgenommen, die eine Unterscheidung zwischen Lkw und Pkw ermöglicht – wegen unterschiedlicher Tempolimits, 80 oder 60 km/h für Pkw, Lkw immer 60 km/h."

Die erste Radarkabine Wiens wurde 1984 an der Weißgerber Lände im dritten Bezirk aufgestellt und kurz danach in der Gegenrichtung am Donaukanal. Damals mussten noch Filme gewechselt werden. Ein Magazin enthielt 800 Bilder, konnte somit 400 Autos erfassen, da jedes Mal zweimal geblitzt wird zur eindeutigen Erfassung des schnellsten Fahrzeugs.

Mehrere Garnituren

Mittlerweile existieren 90 Kabinen, gleichmäßig verteilt über Wien, ein Teil mit fixem Standort, ein Teil als "Wanderkabine" . Radarkabinen sind aber nicht immer aktiv. Zur Bestückung stehen 16 Radar-Garnituren bereit.

Verkehrssicherheit und Bewusstseinsbildung sind die beiden Schlüsselkriterien bei der Wahl des Aufstellungsortes. Der messbare Erfolg des Aufwands liegt darin, dass in einem Bereich von 150 Metern davor und dahinter generell sehr diszipliniert gefahren wird. Das ist ein starker Hebel, um beispielsweise schwere Unfälle auf nachfolgenden Kreuzungen zu entschärfen.

Mobile Blitzer

Zum Kapitel Bewusstseinsbildung sind wohl jene Kabinen zu zählen, die genau dort stehen, wo man ganz einfach zu vorzeitigem Beschleunigen verleitet wäre, "Raserstrecken"  im Polizeisprech.

Zusätzlich sind in Wien ständig sechs Autos mit Radarequipment im Einsatz, die sich gewissermaßen einen Wettlauf mit den diversen Verkehrsfunk-Durchsagen liefern. Die Meldungen über Radareinsätze stören die Polizei nicht, im Gegenteil, es entsteht eher der Eindruck von Allgegenwart. Bis die Meldung draußen ist, ist die Polizei meist schon wieder weg.

Fünf Rotlichtkameras überwachen in Wien besonders gefährliche Kreuzungen, kontrollieren also, wer bei Rot drüberfährt. Die Messgeräte im Bereich variabler Limits (Tangente) und der Section Control sind über die Asfinag mit der Polizei direkt vernetzt. Die Strafausmaße im Zusammenhang mit Tempo, Alkohol und Drogen finden Sie unter www.bmvit.gv.at.

Übrigens: Autolenker aus den jüngeren EU-Staaten können nach wie vor praktisch nur belangt werden, erwischt man sie in flagranti. (Rudolf Skarics, DER STANDARD, 7.2.2013)