Graz - Fünf Frauen fallen, kriechen, stolpern und marschieren durch eine Tür. Ihre Outfits sind großartig schräg. Sie beginnen einander zu erzählen, denn sie sind eben zurückgekehrt aus dem Krieg, von Wartungsarbeiten auf einer Bohrinsel, von einer Südpolexpedition, aus dem Zirkusleben und nach dem Rückzug in eine Höhle.

Sie alle sind erschöpft und voller Narben, denn sie haben viele Jahre am Limit gelebt. Gekämpft, repariert, Druck und Einsamkeit ausgehalten, Frohsinn verbreitet. Nun wissen sie: Sie können alles, ob sie nun Pudel dressieren oder mit einem Lkw-Anhänger reversieren. Doch jetzt, da die Arbeit getan ist, fehlt etwas in ihrem Leben.

Metaphern und Ironie

Was hier in starken Metaphern und mit einem guten Schuss Ironie über extreme Arbeitsbedingungen erzählt wird, ist die Erkundung der mütterlichen Identität. Was gehört dazu, eine Mutter zu sein? In drei Akten und zwei Zwischenspielen beleuchten Beatrix Brunschko, Juliette Eröd, Gabriela Hiti, Eva Maria Hofer und Monika Klengel vom Theater im Bahnhof Mutterbilder über drei Generationen hinweg. Das "Kammerspiel" Die Mütter (Textmitarbeit: Colette M. Schmidt) ist weniger schaurig-komisch, wie im Programmfolder angekündigt, als humorvoll, liebevoll und ehrlich.

Auf die durch Cindy Shermans Selbstinszenierungen inspirierte, farbige Performance des ersten Teils folgt eine sehr intime, nachdenkliche Phase, vielstimmig montiert aus lapidaren Aussagen der Müttergeneration der lange verklungenen 1940er-Jahre.

Chaos im Alltag

In der hinreißenden letzten Sequenz spielen die fünf Schauspielerinnen ihre eigenen, in den 1990er-Jahren geborenen Töchter und Söhne. Dazwischen zwei Szenenumbauten als Dokumentation des alltäglichen Chaos mit Kindern. Wo ist die Bürste? Halt still. Räum endlich auf. Fass an.

Aber es wird auch die historische Dimension des Mutterseins sichtbar. Die Erzählungen der Großmütter verraten Hingabe, Resignation und mitunter späte Befreiung. Die Mütter sprechen von Isolation, Kampf und Gefahr, während die halberwachsenen Kinder vor allem eins ausstrahlen: Selbstbewusstsein, denn das Wichtigste ist, dass es uns gibt. Sehr gelungen und heftig akklamiert. (Beate Frakele, DER STANDARD, 6.2.2014)