Um sich einen potenziellen Partner gewogen zu stimmen, greifen viele, insbesondere wirbellose Tierarten gerne zu Geschenken. Bei der südamerikanischen Spinnenart Paratrechalea ornata spielt aber nicht nur deren Inhalt eine Rolle: Wenn das Spinnenweibchen von seinem Verehrer ein Hochzeitsgeschenk erhält, ist letztlich auch die Verpackung wichtig für die Partnerwahl. Mariana Trillo und Kollegen vom Instituto de Investigaciones Biológicas Clemente Estable in Uruguay haben nun in einer Studie festgestellt, dass sich Paratrechalea-ornata-Weibchen die Seidenhüllen ihrer Werbungs-Präsente genau ansehen und danach ihre Entscheidung treffen.
Bei der Partnersuche nähert sich das Männchen der teilweise im Wasser lebenden Spinnenart dem Weibchen mit vibrierenden Vorderbeinen und fühlerartigen Tastwerkzeugen, sogenannten Pedipalpen. Zwischen ihren Kieferklauen trägt es eine in weiße Seide gehüllte Beute. Welche Kriterien beim Aussehen dieser Paarungsgeschenke eine Rolle spielen, wollte sich Trillos Team genauer ansehen. Die Wissenschafter haben zu diesem Zweck in Montevideo eine Reihe von Laborexperimenten mit Spinnen aus dem Santa-Lucia-Fluss in Uruguay durchgeführt.
In einem Experiment wurde die Mundpartie mancher Männchen mit weißer Farbe gekennzeichnet, bei anderen nicht. Hatten die Weibchen Kontakt mit derart gekennzeichneten Männchen, waren sie aktiver, hatten mehr Körperkontakt und verbrachten mehr Zeit mit ihnen. Es kam schneller und häufiger zur Paarung als bei den Spinnen, die auf nicht gekennzeichneten Männchen trafen.
Je weißer umso schöner
Die Forscher folgern daraus, dass auch die weiße Farbe der Seide selbst äußerst anziehend auf die Spinnenweibchen wirkt. Dies macht die Bedeutung visueller Signale bei Werbung und Partnersuche der Paratrechalea ornata deutlich. Trillos Team geht nicht davon aus, dass die Farbe Weiß bei dieser Spinnenart eine zufällige Wahl ist. Die Spezies ist vor allem bei Sonnenuntergang und nachts besonders aktiv, wenn helle oder weiße Objekte über größere Entfernungen deutlicher sichtbar sind. Die weiße Umhüllung macht es den Weibchen vermutlich leichter, ein Männchen zu entdecken und zu sehen, ob es ein Geschenk bringt oder nicht.
Trillos Team stellte auch fest, dass die Geschenkhülle dem Weibchen in der Tat einen Hinweis auf den körperlichen Zustand eines Männchens und somit seine Eignung liefert. Männchen in schlechtem Zustand produzierten eine entsprechend schlecht verpackte Beute, während fitte Männchen mehr Seide zur Verhüllung produzierten, was das Paket auch weißer erscheinen ließ.
"Der Zustand eines Männchens wird für das Weibchen am Äußeren des Geschenks und der Seidenhülle deutlich", fasst Trillo im Fachjournal "Naturwissenschaften" zusammen, "der Zustand der Seidenhülle sagt etwas über die Fitness des Partners aus und so kann das Paratrechalea-ornata-Weibchen den potenziellen Partner und seine Eignung besser einschätzen." (red, derStandard.at, 9.2.2014)