Berlin - Unter den international arrivierten Dirigenten war er einer der vielseitigsten: Gerd Albrecht, 1935 in Essen geboren, wurde mit 27 Jahren in Lübeck Deutschlands jüngster Generalmusikdirektor, um später auch an der Deutschen Oper Berlin und beim Tonhalle-Orchester Zürich leitende Funktionen einzunehmen. Er war indes auch maßgeblich daran beteiligt, der Hamburgischen Staatsoper internationalen Ruf zu sichern.

1988 wurde er deren Musikchef; zusammen mit Intendant Peter Ruzicka sorgte er u. a. durch Robert Wilsons Parsifal-Inszenierung und die Uraufführung etwa von Wolfgang Rihms Eroberung von Mexiko für Furore. Auch setzte er sich erfolgreich für die Wiederentdeckung von Komponisten wie Krása, Ullmann und Schulhoff ein, die vom Nationalsozialmus als "entartet" verfolgt und ermordet wurden.

Seinen Posten als Chef der Tschechischen Philharmonie gab er wegen (auch nationalistischer) Feindseligkeiten freiwillig auf. Gerd Albrecht ist am Sonntag 78-jährig in Berlin gestorben. (tos, DER STANDARD, 4.2.2014)