Trotz heftigen Widerstandes aus der Region …

Foto: Piaty

… wird die Ybbstalbahn im Mostviertel seit Anfang des Jahres abmontiert.

Foto: Piaty

Früher ging die Ybbstalbahn von Waidhofen/Ybbs bis Kienberg.

Foto: Der Standard

Waidhofen/Wien – Karl Piaty darf zu Erwin Pröll Erwin sagen. Der pensionierte Zuckerbäcker kennt den Landeshauptmann von Niederösterreich schon seit er, Piaty, Innungsmeister war, und Pröll Referent beim Bauernbund. Doch sämtliche Versuche, mit "Lieber Erwin" Kontakt aufzunehmen, sind bisher im Vorhof der blaugelben Macht hängengeblieben. Lange sollte sich die Landesregierung nicht mehr taub stellen, denn was Piaty vorbringen will, hat mittlerweile einige tausend Unterstützer im Mostviertel: Die Rettung der Ybbstalbahn.

In den vergangenen Monaten hat die Bewegung für die Wiederbelebung der Schmalspurbahn zwischen Waidhofen/Ybbs und Kienberg rapide zugenommen. Trotz garstiger Winterkälte kamen am vergangenen Wochenende hunderte Menschen zu einer Pro-Ybbstalbahn-Kundgebung in Ybbsitz. Kommenden Sonntag geht es in Opponitz weiter, am 16. Februar ist eine Menschenkette in Waidhofen geplant.

Die Ybbstalbahn wurde wie viele Nebenbahnen in Niederösterreich vor drei Jahren von der ÖBB an die Niederösterreichische Verkehrsorganisationsgesellschaft (Növog) übertragen. Die Aufgabe der Strecke folgte postwendend. Nur der kurze Abschnitt zwischen Waidhofen und Gstadt ist noch als Citybahn im Regelbtrieb. Zwischen Göstling und Kienberg ist der Ötscherland-Express für Touristen unterwegs.

Schienen fürs Waldviertel

Der Abschnitt zwischen Hollenstein und Göstling war bei Növog-Übernahme schon stark renovierungsbedürftig. Doch statt Erneuerung läuft nun seit Jahresbeginn der Abbau der alten Schienen. Was noch zu gebrauchen ist, wird in die Waldviertlerbahn im Norden des Landes gesteckt. Seit die ersten Schrauben der Ybbstalbahngleise gelockert wurden, hat sich der Protest dagegegen vervielfacht. Die Növog plant, einen Teil der Trasse in einen Fahrradweg umzuwandeln. Dieser ist zwar in der Region willkommen, doch die Bahnbefürworter, darunter mittlerweile alle Parteien außer der ÖVP, wollen ein Sowohl-als-auch.

Elektrische Schienenfahrzeuge

Hauptargumente für die Ybbstalbahn sind "sanfter Tourismus" und "E-Mobilität". Karl Piaty hat die Vision von elektrischen Schienenfahzeugen, die bei Bergabfahrten Strom erzeugen und diesen in Akkus für Fahrten bergauf zwischenspeichern; technisch längst möglich. Auch Kleinstkraftwerke im Ybbstal könnten die Bahn energieautark machen, meint Piaty. Ob sein lieber Erwin dafür Geld hat, ist fraglich. Die Növog kann aber immerhin noch über 9 Millionen Quadratmeter an Immobilien, die 2010 von der ÖBB übernommen wurden, flüssig machen. (Michael Simoner, DER STANDARD, 4.2.2014)