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Alice Schwarzer zahlte Steuern nach.

Foto: AP/Daniel Kopatsch

Berlin – Geld in der Schweiz gebunkert, Steuern hinterzogen, dann aber Selbstanzeige erstattet, 200.000 Euro nachgezahlt, Reue gezeigt, damit ist alles erledigt. Und wenn jetzt noch wer darüber schreibt, dann sei das "Rufmord". So sieht aus Sicht der deutschen Frauenrechtlerin Alice Schwarzer ihre Beichte über ein mittlerweile aufgelöstes Schwarzgeldkonto aus. Da ihr Fall steuerstrafrechtlich abgeschlossen sei, gehe er die Öffentlichkeit nichts an, meint sie und will daher den "Spiegel" klagen, der darüber berichtet hatte.

Häme und Kritik

Doch es gibt kaum ein deutsches Medium, das dies genauso sieht. Vielmehr schlägt Schwarzer nach ihrer Beichte viel Häme und Kritik entgegen. "Eine Frau, die mit höchstem moralischem Anspruch kämpft, diesen zu ihrer schärfsten Waffe macht, darf kein unversteuertes Vermögen in der Schweiz bunkern. Da ist es peinlich, dass Schwarzer sich jetzt als Verschwörungsopfer sieht", schreibt die "Bild"-Zeitung, für die Schwarzer schon als Kolumnistin tätig war.

Im ZDF-Mittagsmagazin hieß es am Montag, eine "moralische Instanz hat unmoralisch gehandelt". Die Berliner Zeitung erinnert daran, dass die Feministin seit Jahren das deutsche Steuersystem kritisiere und nun jegliche Glaubwürdigkeit verloren habe. Besonders hart geht die "taz" mit ihr ins Gericht: "Alice Schwarzer ist eine Täterin, die ihre Eigeninteressen maximiert hat."

In der Vorwoche war der ehemalige "Zeit"-Herausgeber Theo Sommer zu 19 Monaten Haft bedingt verurteilt worden. Er hatte 649.917,66 Euro Steuern hinterzogen. (bau, DER STANDARD, 4.2.2013)