Regensburg - Ein neues Projekt zur Erforschung von Wissenstransferprozessen wird bis Februar 2016 mit über 300.000 Euro durch das deutsche Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Im Zentrum steht dabei die Frage: Wie gelangen neue Erkenntnisse zur Entstehung von Volkskrankheiten aus der Forschung an die Öffentlichkeit? Koordiniert wird das interdisziplinäre Forschungsprojekt unter dem Titel "Wissenstransfer von genetisch-epidemiologischen Erkenntnissen zu Volkskrankheiten am Beispiel der altersabhängigen Makuladegeneration (AMD)" durch die Arbeitsgruppe "Medizinische Soziologie" am Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin.

Wie kommunizieren Wissenschaftler die neuesten Forschungsergebnisse zu Krankheitsursachen und Präventionsmöglichkeiten? Wie wird darüber in den Medien berichtet? Und wie wird das Wissen in der Öffentlichkeit wahrgenommen? Diesen Fragen werden die Regensburger Forscher um Julika Loss jetzt nachgehen. Am Beispiel der altersabhängigen Makuladegeneration (AMD), der deutschlandweit häufigsten Ursache von Sehbeeinträchtigungen bis zur Erblindung, wollen sie klären, wie medizinisches Wissen von Experten hin zu Entscheidungsträgern, Ärzten, Patienten und ihren Angehörigen vermittelt wird. Dabei wird erforscht, welche Leitbilder zu Krankheitsentstehung und -prävention in den Medien und bei den am Wissenstransfer Beteiligten entstehen. Auf Basis der gewonnenen Ergebnisse werden die Regensburger Forscher Empfehlungen für eine Verbesserung des Wissenstransfers erarbeiten.

Multifaktorielle Genese

Die altersabhängige Makuladegeneration dient als ein Modellbeispiel für eine gesellschaftlich relevante und für die Fortschritte der Lebenswissenschaften relevante Volkskrankheit. Sowohl genetische als auch nicht-genetische Ursachen spielen bei Ihrer Entstehung eine Rolle. Somit ist die AMD eine typische Erkrankung "multifaktorieller Genese", die auch als Modell für andere Volkskrankheiten wie Herz-, Kreislauf- oder Krebserkrankungen dienen kann.

"Bislang wissen wir aber noch zu wenig darüber, wie neue Erkenntnisse aus der Forschung zu Volkskrankheiten an Ärzte, Betroffene und Angehörige kommuniziert werden. Wir möchten diesen Wissenstransfer besser verstehen. Nur so können wir Empfehlungen für verbesserte Kommunikationsprozesse entwickeln und damit Präventionsmöglichkeiten stärken – und natürlich eine gute medizinische Versorgung und Lebensqualität für die Patienten fördern" erklärt Loss.

Dazu werden die Regensburger Forscher die entsprechenden Wissenstransferprozesse unter unterschiedlichen Gesichtspunkten untersuchen. Neben der Entwicklung von Risikomodellen zur AMD auf Basis des neuesten Forschungsstands stehen eine Medienanalyse der Berichterstattung zur AMD im internationalen Vergleich sowie eine qualitative Interviewstudie mit Entscheidungsträgern und Kommunikatoren auf dem Programm. Zudem führt die Arbeitsgruppe eine quantitative und qualitative Patienten- und Angehörigenbefragung durch und organisiert Bürger- sowie Expertenworkshops, um den Wissenstransfer der eigenen Forschungsergebnisse im Anschluss zu fördern. (red, derStandard.at, 3.2.2014)