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Stillstand durch Schnee: Eine gesperrte Straße in Huben in Osttirol.

Foto: APA/EXPA/JOHANN GRODER

Innsbruck/Klagenfurt - Österreichs Südwesten versinkt im Schnee. Bis zu 120 Zentimeter Neuschnee wurden in Osttirol und Teilen Kärntens am Freitag gemessen. "Der sicherste Platz ist zu Hause", empfahlen Tirols Landeshauptmann Günther Platter und die Lienzer Bezirkshauptfrau Olga Reisner bei einem Lokalaugenschein am Freitagnachmittag. Bis Sonntagabend erwarte man im südlichen Osttirol einen weiteren Meter Neuschnee, in Lienz bis zu einen halben Meter.

Osttirol sei das erste Mal mit einer so extremen Schneelage konfrontiert, sagte Platter. Das Bundesheer stehe in Bereitschaft. Die Bewohner würden aufgefordert, daheim zu bleiben. Das schlechte Wetter verhindere Hubschrauberflüge.

Zwei Tote im Bezirk Lienz

Am Freitag forderten die Schneemassen im Bezirk Lienz zwei Menschenleben. In Innervillgraten wurde ein Räumfahrzeug von einer Lawine erfasst, der 53-jährige Fahrer starb. In der Gemeinde Thurn wollte ein 39-jähriger Mann eine Verklausung im Bach lösen und kam dabei ums Leben. Weitere Lawinen gingen in Außervillgraten, in St. Veit und in Hopfgarten ab. Die Pustertaler Höhenstraße, das Winkel- und das Villgratental wurden gesperrt.

16 Schulen in den Tälern Osttirols bleiben geschlossen, auch in Lienz ist schulfrei. In Tirol wurden Erinnerungen an den Katastrophenwinter 1999 wach, als bei Lawinenabgängen in Galtür und Valzur 38 Menschen ums Leben kamen. 1999 wurde zuletzt die höchste Lawinenwarnstufe 5 verordnet. Am Freitag herrschte in Osttirol Stufe 4.

Verkehrschaos in Kärnten

In Teilen Kärntens lösten die Neuschneemengen ein Verkehrschaos aus. Zwei Personen wurden von Lawinen erfasst, hatten aber großes Glück. Ein 71-jähriger Pensionist in Irschen (Bezirk Spittal) wurde von einer Lawine in seinem Badezimmer an die Wand gedrückt, er konnte sich verletzt retten. Eine 42-jährige Krankenpflegerin wurde im Lesachtal (Bezirk Hermagor) in ihrem Auto von einer Lawine erfasst, sie konnte unverletzt geborgen werden. In Bad Bleiberg wurden 35 Häuser, die in der roten Zone stehen, evakuiert, eine Lawine drohte vom Dobratsch abzugehen.

Durch die Schneemengen brach in Kärnten der Bahnverkehr zusammen. Von Klagenfurt verkehrten nur mehr vereinzelt Züge in Richtung Westen. Der Zugverkehr nach Italien kam gänzlich zum Erliegen. Nichts ging mehr auf den Durchzugsstrecken. Die Tauernbahn wurde ab Spittal in beiden Richtungen gesperrt. Der Fernverkehr auf der ÖBB-Tauernachse war bereits am Freitagvormittag eingestellt worden. 

Wetterkapriolen im Jänner

Die Wetterprognosen verheißen bis Sonntag für Osttirol und Kärnten nichts Gutes: In den Osttiroler Alpinlagen, besonders im Virgental, Defereggen- und Villgratental, werden weitere 1,5 Meter Neuschnee erwartet. Laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) wird auch in Kärnten weiter Schnee fallen: im Gailtal, Lesachtal und auf Passstraßen bis zu 90 Zentimeter.

Wer dennoch in den Winterurlaub fahren will, sollte Vorkehrungen treffen, rät das Rote Kreuz: unbedingt den Wetterbericht und die Vorhersagen beachten, für die Reise sollte man ausreichend Treibstoff im Tank, warme Kleidung, Getränke und Essen bei sich haben, der Akku des Handys sollte aufgeladen sein.

Schneelöcher Österreichs

Osttirol und Kärnten waren in diesem Winter die Schneelöcher Österreichs. Dort gab es zuletzt vor beinahe 100 Jahren, nämlich 1917, so viel Niederschlag wie heuer, bilanziert die ZAMG. In Lienz fielen bis zum 31. Jänner, 7.00 Uhr, 93 Zentimeter Neuschnee, 73 davon alleine seit Donnerstag. Als vieljähriges Jännermittel werden in Lienz 23 Zentimeter verzeichnet.

Im Großteil Österreichs war der Jänner aber sehr trocken und sehr warm. Wetterlagen aus Süd uns Südost bestimmten das Klima. ZAMG-Experte Alexander Orlik: "Dadurch kam sehr milde Luft nach Österreich. Im Süden stauten sich die Wolken und brachten sehr viel Niederschlag. An der Nordseite der Alpen war es oft föhnig und sehr trocken." Österreichweit wurden um 3,3 Grad Celsius mehr als im langjährigen Durchschnitt registriert. (APA, jub, DER STANDARD, 1./2.2.2014)