derStandard.at: Sie werden in einem "Kurier"-Artikel als "Informationsdrehscheibe" während der Demo gegen den Akademikerball bezeichnet. Welche exklusiven Informationsquellen hatten Sie denn?

Spacil: Am Abend der WKR-Proteste sind im Durchschnitt alle zwei Sekunden Tweets unter dem Hashtag #nowkr veröffentlicht worden. Die Unterstellungen des "Kurier" lassen sich auf die von der FPÖ angezettelte Diffamierungskampagne ein. Durch die Hervorhebung einzelner Antifaschistinnen soll Angst gemacht werden, denn gemeint sind alle. Das leistet der Kriminalisierung antifaschistischer Proteste Vorschub.

derStandard.at Die Rede ist auch von Kontakten zur "deutschen Szene". Was haben Sie in Deutschland gemacht?

Spacil: Ich habe mein Demonstrationsrecht schon in verschiedenen Städten ausgeübt, internationale Solidarität ist eine Stärke linker und antifaschistischer Bewegungen. Die breiten antifaschistischen Proteste in Dresden beispielsweise waren prägend für mich: eine Stadt, in der sich eine große Mehrheit der Menschen gegen den größten Naziaufmarsch mit unterschiedlichen Protestformen wehrt. Und dieses Beispiel hat gezeigt, dass breiter antifaschistischer Protest auch Erfolg hat: 2014 wird es keinen Naziaufmarsch mehr in Dresden geben. Dass ich in Deutschland für die WKR-Proteste in Wien mobilisiert hätte, ist schlicht unwahr.

derStandard.at: Distanzieren Sie sich von Gewalt?

Spacil: Selbstverständlich bin ich für eine Gesellschaft ohne Gewalt, worunter ich auch strukturelle verstehe. Dafür setze ich mich ein. Diese unsägliche Gewaltdebatte und die ständige Aufforderung, sich zu distanzieren, führen aber zur Spaltung des antifaschistischen Protests in gute und böse Demonstrantinnen. Sich auf Zuruf der FPÖ zu distanzieren lässt sich auf ihre Strategie ein, vom Ball als Treffen der extremen Rechten abzulenken. Ich habe den Demonstrationszug von der Universität Wien aus begleitet, dessen Aktionskonsens klar ist: Von der Offensive gegen Rechts wird keine Eskalation ausgehen. Das ist eine politische Entscheidung, hinter der ich mich wiederfinden kann.

Was mir in der sogenannten Gewaltdebatte fehlt, ist, über das Ausmaß rechter und rechtsextremer Gewalt in Österreich zu sprechen. So war das Interesse der Medienlandschaft bei Übergriff auf das Ernst-Kirchweger-Haus und die dort plenierenden Gewerkschafter deutlich geringer. Das ist schade.

derStandard.at: Kennen Sie Leute aus dem "Schwarzen Block" persönlich?

Spacil: Der Schwarze Block ist keine Gruppe, sondern eine Aktionsform. Es gehört zur Charakteristik dieser Aktionsform, dass die Menschen nicht erkennbar sind, ich kann zu der Frage deshalb nichts sagen. Ich selbst habe darüber hinaus, wie bereits angesprochen, den Demonstrationszug von der Universität Wien aus begleitet. (Colette M. Schmidt, derStandard.at, 31.1.2014)