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Kohleberge im Hafen von Hay Point in Queensland. Jetzt soll auch der Hafen von Abbot Point massiv vergrößert – und der Aushub beim ­Great Barrier Reef versenkt werden. 

Foto: REUTERS/Handout

Wie Russell Reichelt von der "Great­ Barrier Reef Marine Park Authority" mitteilte, hat das für den Schutz des Riffs zuständige Amt dem sogenannten "Dumping" von drei Millionen Kubikmetern Schlamm zugestimmt. Er verstehe zwar die Kritik am Entscheid durch Umweltorganisationen. Die Bewilligung basiere aber auf dem Grundsatz der Behörde, bestehenden Häfen entlang der Küste von Queensland eine Expansion zu erlauben. Zuvor hatte bereits Umweltminister Greg Hunt dem Vorhaben seine Zustimmung erteilt.

Größter Kohleexporteur der Welt

Die North Queensland Bulk Ports Corporation darf nun den Meeresboden im inzwischen 30 Jahre alten Hafen Abbot Point ausbaggern und den Schlamm im Gebiet der Stadt Bowen im Weltnaturschutzgebiet des Riffs "entsorgen". Durch die Expansion des Hafens wird es möglich, dass tiefer liegende Kohlefrachter anlegen können. Damit können die Verladekapazitäten pro Jahr um etwa 70 Millionen Tonnen Kohle im Gesamtwert von bis zu 2,8 Milliarden australischen Dollar (1,8 Milliarden Euro) erweitert werden. Im Bundesstaat Queensland liegen einige der reichsten Kohlelagerstätten der Welt. Australien ist der größte Kohleexporteur der Welt.

Umweltverbände verurteilten den Entscheid vehement. Richard Leck vom World Wildlife Fund meinte, es sei "ein trauriger Tag für das Riff und für jeden Menschen, der sich darum sorgt" . Einige Wissenschaftler fürchten, das Ablagern von zum Teil mit Schwermetallen und anderen Giftstoffen verunreinigtem Schlamm könnte dem 2000 Kilometer langen, rund 348.000 Quadratkilometer großen Riff den "Todesstoß" versetzen.

Schon ohne diese Belastung sieht die Zukunft für das Riff schlecht aus. Einigen Prognosen zufolge soll es schon im Jahr 2050 größtenteils zerstört sein. Faktoren wie Klimawandel, die Übersäuerung des Meerwassers und die Folgen von intensiver Landwirtschaft und Industrie in den Küstengebieten tragen laut Meeresbiologen dazu bei, dass schon heute große Teile des Riffs abgestorben sind. 

Tourismusindustrie als Verliererin

Eine der Verliererinnen des jüngsten Entscheides dürfte die Tourismusindustrie am Riff sein. Mindestens 25.000 Menschen leben direkt oder indirekt von Rifftourismus. Die Bewilligung könnte dazu führen, dass die Unesco das Great Barrier Reef von der Weltnaturerbe-Liste streicht - mit fatalen Folgen für das Ansehen der Reisedestination Australien.

Der Kulturarm der Vereinten Nationen hatte Canberra in jüngster Zeit mehrfach ermahnt, das Riff besser vor negativen Einflüssen zu schützen. Die im September gewählte konservative Regierung von Premierminister Tony Abbott machte aber klar, die Bedürfnisse der Wirtschaft - allem voran der Rohstoffindustrie - vor die Bedürfnisse der Umwelt stellen zu wollen.

Die Rohstoffindustrie gehört zu den wichtigsten Unterstützern der liberal-konservativen Regierungspartei von Tony Abbott. (Urs Wälterlin aus Canberra, DER STANDARD, 1./2.2.2014)