Wien - Namen sind Schall und Rauch, erst recht im australischen Dschungel, wo an diesem Wochenende das meistdiskutierte Showevent des noch jungen Jahres zu Ende geht. Alle haben sich zu Wort gemeldet, Psychologen, Philosophen, Kollegen, Freunde, Bekannte, Anverwandte. Journalisten skandalisierten, kritisierten und philosophierten. Die Insassen taten folgsam, was ihnen gesagt wurde.

Die Zuschauer bestraften jene, die ihrer Meinung nach Strafe verdienten: eine aufmüpfige Kärntnerin ließen sie Hirschsperma trinken, eine traurige Kabarettistin ließen sie nicht ins Luxushotel. Wird sich daran jemand in fünf Jahren erinnern? Vermutlich eher nicht, was irgendwie schade ist, denn Larissa Marolt (hier im Bild), Tanja Schumann und der Rest der coolen Gang waren beileibe nicht die schlechteste Truppe in der Geschichte der Dschungelmission.

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Brigitte Nielsen genoss 2001 im italienischen Fernsehen eine ihr schon seit längerer Zeit eher ungewohnte Aufmerksamkeit. 2008 zog sie bei RTL noch einmal ein und siegte prompt, nicht nur weil sie sich bei Kakerlaken, Mehlwürmern und Fischabfallwasser tapfer hielt, sondern mit Details aus ihrem Privatleben - Sex mit Ex Sylvester Stallone - nicht geizte.

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Carol Thatcher hat beste Erinnerungen. 2005 ging die Tochter der Premierministerin für den britischen Sender ITV ins Rennen: "Glückliche Momente des Zusammenlebens, Freundlichkeit und guter Humor", lobte Thatcher. Dass sie Fischaugen aß, durch einen Teich mit giftigen Fröschen schwamm, hatte sie schnell vergessen. Eisern.

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Blut spuckte Lisa Bund 2008 und landete mit einer Magenschleimhautentzündung im Krankenhaus. Hitlergruß und die Bemerkung, dass es in der Lobby des australischen Hotels ziemlich viele Ausländer gebe, fand RTL gar nicht lustig und warf DJ Tomekk (Bild) aus dem Camp.

Nicht gefährlich genug waren die Prüfungen Sex-Pistols-Erfinder Malcolm McLaren. Außerdem ha­be der Sender den Sieger bereits bestimmt. McLaren kam gar nicht. Kluger Mann baut vor.

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Helmut Berger wäre ein echter Promi für RTL gewesen, doch er gab schnell w. o. 

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Im Gegensatz zu Deutschland waren in Großbritannien zumindest die Namen noch bekannt: Sex Pistol John Lydon, Tennisspielerin Martina Navrátilová, Schauspieler George Hamilton, Royalbutler Paul Burrell (hier im Bild), Leichtathlet Linford Christie, Schauspielerin Stefanie Powers, Verbieger Uri Geller, Model Katie Price gaben sich die Ehre.

Tödliche Folgen hatte der Dschungel für zwei Kandidaten von Koh Lanta in Frankreich. Gérald de Babin starb an einem Herzinfarkt. Die Schmutzkampagne in den Medien gab der 38-jährige Mediziner Thierry Costa in einem Abschiedsbrief für seinen Selbstmord an

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Tierquälerei wurde immer wieder beanstandet. Legendär war etwa ein Rattenschmaus, den das britische Tratschblatt "Daily Star" mit Gespür fürs richtige Maß als "Ratgate" bezeichnete. Ein Jahr später kam es zum "Lizard-Zwischenfall": Kochend heißes Wasser bescherte dem Tier den Brühtod. Tierschützer waren empört. Dass Hände voll Maden und Skorpione gemampft werden, bleibt hingegen wenig kommentiert.

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Antisemitische Symbolik vermutete Schauspieler Mathieu Carriere. "Wir müssen gelbe Sterne aus dem Schleim fischen. Gelbe Sterne! In einer deutschen Fernsehshow! Es war, als ob man mit Essen dafür belohnt wird, wenn man Juden findet." Das hielt den Schauspieler 2011 allerdings nicht davon ab mitzumachen.

"Brandrodung" wünschte etwa "Die Welt" dem australischen Dschungel und sprach Kritikern aus der Seele. Während in den ersten Jahren die Öffentlichkeit vernichtende Urteile fällte und die Werbewirtschaft demonstrativ fernblieb, hat sich das Blatt mittlerweile gewendet. Bei Shows mit Spitzenquote sagt es sich offenbar nicht mehr ganz so leicht "pfui". (Doris Priesching, DER STANDARD, 1./2.2.2014)

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