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Michael Brandtner: Marketing erfordert oft, dass man vor allem am Beginn etwas opfert, um dafür dann später umso mehr zu bekommen.

Foto: APA/DPA/ARMIN WEIGEL

Vor zehn Jahren, genau am 4. Februar 2004 wurde das Unternehmen Facebook gegründet. Heute ist Facebook das weltweit führende soziale Netzwerk. Nur das war nicht immer so. Denn damals im Jahr 2004 war MySpace das weltweit größte soziale Netzwerk.

Den Fokus verengen

Wie aber schaffte es Facebook, dass man nicht nur aus dem Schatten von MySpace kam, sondern dass man den damaligen Marktführer auch klar überholte? Die meisten Herausforderer setzen in einer solchen Situation auf "besser". Man versucht also ein besseres Produkt als der Marktführer zu entwickeln, um dann die Kunden zu überzeugen, dass man ein besseres Produkt habe.

Nur genau das funktioniert so gut wie nie. Deshalb liegt Bing immer noch hinter Google, Pepsi-Cola immer noch hinter Coca-Cola, Burger King immer noch hinter McDonald’s oder Opel immer noch hinter VW. Marketing wäre einfach, wenn das bessere Produkt gewinnen würde. Nur Marketing ist nicht einfach.

Denn Marketing erfordert oft, dass man vor allem am Beginn etwas opfert, um dafür dann später umso mehr zu bekommen. Genau das machte Facebook. Denn Facebook startete 2004 als soziales Netzwerk nur für die Universität Harvard. Mitglied konnte nur jemand werden, der eine @harvard-E-Mail-Adresse hatte. Später wurde dann das Netzwerk für alle Universitäten in den USA freigegeben. Im Jahr 2006 konnten sich dann auch ausländische Universitäten anmelden und ab dem 26. November 2006 war es dann für alle offen.

Zu schnell, zu viel

Damit sind wir bei einem wichtigen Punkt. Viele Unternehmen, die heute mit ihren Marken scheitern, scheitern an der Geschwindigkeit. Sie wollen zu viel auf einmal. Sie setzen auf einen zu großen Markt, in dem sie dann in der Menge der Anbieter sang- und klanglos untergehen. Das ist keine gute Strategie.

Vielmehr sollte man den "ersten Markt“ so klein wählen, dass man in diesem relativ schnell Marktführer werden kann. Erst dann sollte man diese Marktführerschaft sukzessive a la Facebook ausbauen. Dabei sollte man unbedingt aber darauf achten, dass der erste Markt positiv auf die weiteren angestrebten Märkte ausstrahlt. So gesehen war Harvard sicher keine schlechte Basis für den weiteren Erfolg von Facebook. (Michael Brandtner, derStandard.at, 2.2.2014)