Der Davidstern am Zaun der Synagoge in Salzburg wurde in der Nacht auf Freitag mit gelber Farbe besprüht.

Foto: Gert Kerschbaumer

Salzburg - Die antisemitischen Schmierereien in Salzburg nehmen kein Ende: In der Nacht auf Freitag wurde ein Davidstern am Zaun der Synagoge in Salzburg mit gelber Farbe besprüht. Unter dem NS-Regime bedeutete der gelbe Judenstern Diskriminierung, Deportation und Holocaust.

Erst am Montag wurde erneut das Mahnmal für Nazi-Opfer auf dem Salzburger Kommunalfriedhof geschändet. Mit schwarzer Farbe prangte großflächig der Name des deutschen Rechtsextremisten Horst Mahler auf dem Ehrenmal "Dem Gedenken der Opfer für Freiheit und Menschenwürde". Schon im Dezember wurde an derselben Stelle der Name des ehemaligen SA-Sturmführers Horst Wessel aufgesprüht.

Zudem wurde das Volksheim der KPÖ Salzburg in der Elisabethstraße erneut zur Zielscheibe rechtsextremer Schmierer. Die Tafel mit einem Zitat von Karl Marx wurde wie schon im Oktober mit schwarzer Farbe unleserlich gemacht.

Nicht der erste rechte Vandalenakt

Auch die Synagoge ist nicht zum ersten Mal von den rechten Vandalenakten betroffen. Am Gedenktag der Novemberpogrome wurde im Zuge mehrerer Beschmierungen von Stolpersteinen auch die Gegensprechanlage der Synagoge zerstört und Türschlösser verklebt.

Für die rund 70 beschädigten Gedenksteine für die Opfer der Nationalsozialisten und weitere rechtsradikale Schmierereien sitzen zwei junge Erwachsene seit drei Monaten wegen Verstoßes gegen das Verbotsgesetz in U-Haft. Einer der beiden hat sich in einem Brief beim Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde entschuldigt. Marko Feingold will ihn kommende Woche im Gefängnis besuchen. Aufgrund der neuerlichen Beschmierungen sieht Feingold sein Lebenswerk, das er dem Humanismus, der christlich-jüdischen Verständigung und dem Kampf gegen den Antisemitismus gewidmet hatte, gefährdet. "Wozu habe ich überlebt, um das jetzt sehen zu müssen", fragt der 100-Jährige. Erfahrungsgemäß folge der Gewalt der Worte jene gegen Sachen und danach jene gegen Menschen, heißt es vonseiten der Kultusgemeinde.

Polizei geht Kraft nicht aus

Die Polizei ermittle seit Dezember auf Hochtouren, sagt der Leiter des Salzburger Verfassungsschutzes, Hermann Rechberger. "Uns geht die Kraft nicht aus." Die Täter seien von der Ideologie her klar rechten Kreisen zuzuordnen, man könne aber auch Nachahmer nicht ausschließen. Einen Tatverdächtigen gebe es bisher nicht. "Das sind schwere Straftaten", sagt Rechberger. "Die Täter können damit rechnen, dass sie in Haft kommen."

Das Personenkomitee Stolpersteine hält am Samstag aus Solidarität mit den jüdischen Bürgern um 9.30 Uhr eine Mahnwache vor der Salzburger Synagoge in der Lasserstraße 8 ab. (Stefanie Ruep, DER STANDARD, 1./2.2.2014)