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Die Idylle trügt: Was nach heiler Welt aussieht, könnte wegen starker Pestizidbelastung zum baldigen Tod der Biene führen. 

Foto: dpa / Patrick Pleul

Wien - Der Maiswurzelbohrer ist nichts für Heimwerker. Er ist ein Schlaftöter für immer mehr Landwirte. Die Käferart, von der die Rede ist, ernährt sich vorzugsweise von Pollen und Narbenfäden der Maispflanze. Ursprünglich in Mittelamerika angesiedelt hat sich der Maiswurzelbohrer rasch über weite Landstriche der USA und Kanadas verbreitet. Inzwischen zählt der gelb-schwarze Winzling auch in Europa zu den wirtschaftlich bedeutendsten Schädlingen im intensiven Maisanbau.

Die meisten Maisbauern haben das etwa fünf Millimeter große Insekt zuletzt bevorzugt mit Neonicotinoiden bekämpft. Das ist der Sammelbegriff für eine Gruppe hochwirksamer Insektizide. Eine breitere Öffentlichkeit nahm im Vorjahr wegen des Bienensterbens, hinter dem Neonicotinoide vermutet werden, Notiz davon. Nach heftigem Druck musste Ex-Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich seinen ursprünglichen Widerstand gegen ein breitflächiges Anwendungsverbot aufgeben. Heuer ist das erste Jahr, in dem in breitem Stil Alternativen erprobt werden.

Fadenwürmer statt Gift

"Das allein wird nicht helfen, das Überleben der Bienen zu sichern", ist der grüne Landwirtschaftssprecher Wolfgang Pirklhuber überzeugt. "Es muss gelingen, den Einsatz von Pestiziden insgesamt zu senken." US-Studien hätten klar den Zusammenhang zwischen dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und dem Bienensterben gezeigt, sagte Pirklhuber dem Standard.

In Österreich wird auf rund 300.000 Hektar Mais angebaut. Im Osten und Süden Österreichs gibt es die größten Maismonokulturen, dort hat der Maiswurzelbohrer zuletzt auch die größten Schäden angerichtet. Statt mit Neonicotinoiden, für die in Österreich ein dreijähriges Moratorium gilt, wollen viele Bauern heuer mit Fadenwürmern, auch Nematoden genannt, gegen den Maiswurzelbohrer vorgehen. Diese speziell präparierten Fadenwürmer, die die Raupen des Schädlings angreifen und töten, sind von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) als einziges Mittel für einen breitflächigen Einsatz zugelassen.

Inzwischen unterstützen auch Landwirtschaftskammern wie jene in der Steiermark diese Alternative. In gut einem Dutzend Veranstaltungen wurden interessierte Maisbauern über die Anwendung von Nematodenmitteln informiert. Nachteil: Die Kosten sind etwa doppelt so hoch wie beim Einsatz von Neonicotinoiden. Es gibt aber Unterstützung.

"Das billigste Mittel gegen den Maiswurzelbohrer ist die Fruchtfolge", sagte Pirklhuber. Er hat am Mittwoch einen Entschließungsantrag eingebracht. Darin wird unter anderem als Grundbedingung für die Teilnahme an allen Agrarumweltprogrammen gefordert, dass generell auf besonders problematische Pestizide wie Neonicotinoide, Glyphosat oder Bentazon sowie weitere problematische Betriebsmittel gemäß Risikoanalyse verzichtet wird.

"Notfallzulassung"

Felder, die besonders stark vom Maiswurzelbohrer betroffen sind, können mit Belem 0,8 MG behandelt werden. Der Einsatz dieses chemischen Präparats wurde mittels "Notfallzulassung" für den potenziellen Einsatz auf einer Fläche von 26.500 Hektar (rund 8,8 Prozent der Maisfläche) zwischen 20. März und 20. Mai 2014 erlaubt.

Pirklhuber ist dennoch optimistisch, dass der Weg in Richtung weniger Pestizideinsatz führt. Er verweist auf eine von der Keyquest Marktforschung im Auftrag der Grünen gemachte repräsentative Umfrage unter 500 Landwirten im November/Dezember des Vorjahres. 68 Prozent haben sich dabei für eine Verminderung des Pestizideinsatzes ausgesprochen.

Das ist umso erstaunlicher, als nur Betriebe mit mehr als fünf Hektar bewirtschafteter Fläche berücksichtigt wurden", sagte Pirklhuber. Dezidiert gegen eine Verminderung des Pestizideinsatzes hätten sich nur elf Prozent der Befragten ausgesprochen.

Eine Mehrheit (61 Prozent) ist auch gegen eine weitere Intensivierung der Landwirtschaft. Als wichtigstes Anliegen an die Agrarpolitik wurden "faire Preise für landwirtschaftliche Produkte" genannt. (Günther Strobl, DER STANDARD, 30.1.2014)