Alltagsimprovisationen als Technik, den Blick auf Dinge und Zustände zu erneuern: Roman Ondák in der Galerie Janda.

Foto: Markus Wörgötter

Wien - Das Spiel mit Erwartungen war in der Arbeit von Roman Ondák (geb. 1966) schon immer wichtig: 2004 sorgten von ihm inszenierte künstliche Schlangen bei der Kunstmesse Frieze für unbegründete Neugier, und 2009 hat der Künstler mit der Bepflanzung des slowakischen Pavillons in Venedig das Verhältnis zwischen innen und außen verkehrt.

In seiner aktuellen Präsentation in der Galerie Martin Janda wundert man sich dann aber trotzdem ein bisschen, dass sich der bislang nicht unbedingt für Gemälde bekannte Konzeptkünstler nun auch dem Tafelbild zugewandt hat: Betritt man den Ausstellungsraum, fällt der Blick auf eine im Stil des sozialistischen Realismus der 1950er-Jahre gemalte idealisierte Landschaft mit Stausee.

Das gefundene Bild befand sich in seinem Elternhaus, das in der sehr persönlichen Schau neben seinem Geburtsort Zilina in der Nordwestslowakei eigentlich auch im Zentrum steht: Schließlich zoomt das dreidimensionale Objekt, das sich auf dem Gemälde befindet, direkt hinein in die Gegend, wo man in den 1980er-Jahren aus abgesägten Leitpfosten diverse Gebrauchsgegenstände wie diese Mailboxen hergestellt hat.

Vom alltäglichen Improvisieren erzählt in der Galerie außerdem noch ein weiteres, auf den ersten Blick nicht sofort identifizierbares Ding: Es befindet sich auf einer gefundenen, sehr detaillierten Reliefkarte der Slowakei und entpuppt sich als Schablone, die Ondáks Vater für die Reparatur seines kaputten Pkw-Seitenspiegels verwendet hat.

"If you look back, there is never a full picture", sagt Roman Ondák mit Bezug auf den "blinden" Spiegel in der Arbeit Erased Wing Mirror, die der Ausstellung auch den Titel leiht. In der Präsentation ist man allerdings ohnehin weit entfernt vom Eindruck, dass der Künstler an einem vollständigen Bild interessiert sei: Diese Ahnung betont ein wie ein Mobile aufgehängter zerbrochener Fensterrahmen ebenso wie ein auf einem Sockel platziertes Schlüsselloch, das - schaut man hindurch - die Frage nach dem Sockel noch einmal ganz anders stellt.

Mit ähnlich simplen Mitteln versucht Ondák auch mit der Arbeit Third Way einen Perspektivenwechsel zu initiieren: Mit zwei unterschiedlich großen Leitern plädiert er für das Begehen alternativer Wege, aber auch Handlungsoptionen. (Christa Benzer, DER STANDARD, 30.1.2014)