Vergangene Woche hat Roberto Pavlovic, als Barchef der Loos-Bar mehr als 15 Jahre einer der meistumschwärmten Keeper der Stadt, sein eigenes Etablissement am Wiener Bauernmarkt eröffnet. Anlass genug, einmal Nachschau zu halten, welche Theken sich sonst noch in jener Stadt halten, der noch vor einigen Jahren der Nimbus anhaftete, als Trendsetter für die internationale Renaissance der Cocktail-Bar fungiert zu haben. Davon kann heute nicht mehr die Rede sein - wem nach einem ebenso trocken wie hart geschüttelten Martini zumute ist, der muss aber nicht wirklich lange suchen. Und im Zweifel tut's ja auch ein weise abgemessener Whisky, right?

Robertos Bar 

Der Luster aus zigtausend Perlen ist Wahnsinn, die Keeper Sanftmut pur. In Roberto Pavlovics dunkelschwarzer Samtschatulle von einer Bar werden die Drinks ohne Tütü gemixt, so mag das der erfahrene Trinker. Zwischendurch werden immer wieder kleine, mannigfach variierte Snacks gereicht.

Bauernmarkt 11-13, 1010 Wien, täglich 16-4 Uhr

Foto: Philip Martin Rusch

Loos Bar

Die Fingerübung des großen Architekten ist längst sein mutmaßlich meistbesuchtes Werk. Adolf Loos' winzige Preziose in einem Seitenarm der Kärntner Straße ist alle Nächte wieder zum Bersten voll, was, zugegeben, schon bei mehr als 20 Gästen gleichzeitig der Fall ist.

Szenefaktotum Marianne Kohn mimt die Gastgeberin, hinter dem Tresen werden routinierte Drinks gemixt - am wichtigsten ist hier aber nicht, was man trinkt, sondern mit wem. Da wird nämlich sehr drauf geschaut!

Kärntner Durchgang 10, 1010 Wien, Do-Sa 12-5, So-Mi 12-4 Uhr

Foto: Loos Bar

If Dogs Run Free

Die von den Tzou-Lubroth-Architekten gestaltete und geführte Bar ist nach einem klassischen Dylan-Song benannt, dessen ungeachtet ist hier hippe Zeitgemäßheit das Motto.

Die Drinks wird man anderswo in der Stadt kaum finden, sie orientieren sich an Rezepturen aus dem New Orleans der Prohibitionszeit und schmecken tatsächlich verboten gut. Vor allem, wenn man es gerne süß hat.

Gumpendorfer Straße 10–12, 1060 Wien, Di-Do, So 18-2, Fr-Sa 18-4 Uhr

Foto: Tzou Lubroth Architekten

Intermezzo Bar im Intercontinental

Der einzige Grund, diese Bar in der ansonsten verhunzten Lobby des Hotel Intercont zu besuchen, ist der atemberaubende Luster aus den 1960er-Jahren, der wie eine Aureole über der Bar schwebt.

Früher war alles besser, seit die Möblage versucht, in der einstigen Ikone des Wiener Modernismus eine Biedermeier-Attrappe zu installieren, muss man sich schon sehr an seinem Drink festhalten, um nicht miesepetrig zu werden. Wenn Neo-Besitzer Michael Tojner die alt gewordene Schachtel zwischen Stadtpark und Eislaufverein wirklich renoviert, könnte daraus glatt wieder ein Hotspot werden.

Johannesgasse 28, 1030 Wien, tgl. 18-2 Uhr

Foto: Hotel Intercontinental

Barfly's Club

Hier war die Keimzelle des legendären Barwunders der 1990er unter dem unvergessenen Meister-Keeper Mario Castillo. Mittlerweile gibt man es etwas biederer, die Auswahl edler und seltener Flaschen ist aber nach wie vor atemberaubend.

Esterhazygasse 33 (im Hotel Fürst Metternich), 1060 Wien, Mo-Do 18-2, Fr-Sa 18-4 Uhr

Foto: Barfly's

Dino's

René van der Graaf war einer der Ersten, die unter Mario Castillo im Barfly's lernen durften, jetzt mixt er schon seit etlichen Jahren in seinem eigenen Wasserloch am Salzgries. Hier wird die Kultur des klassischen Cocktails hochgehalten, die gnadenlose Rat-Pack-Untermalung muss man aber erst einmal aushalten. Im Notfall hilft aber ein steifer Drink.

Salzgries 19, 1010 Wien, Mo-Do 18-3, Fr-Sa 18-4, So 19-2 Uhr

Foto: Dinos Bar

Halbestadt 

Ein guter Ort für einen guten Cocktail. Auch Oberkeeper und Eigner Erich Wassicek ist einst durch die Castillo-Schule gegangen, das merkt man seinen Drinks an: Da wird im Zweifel lieber etwas Deko weggelassen, um die Qualität der Grundzutaten für sich sprechen zu lassen.

U-Bahn-Bogen 155 (vis-à-vis Währinger Gürtel 144), 1090 Wien, Mo-Do 19-2, Fr-Sa 19-4 Uhr

Foto: Halbestadt

The Sign

Betreiber und Chefbarkeeper Kan Zuo ist nicht nur eine Seele von einem Menschen, er liebt es auch, seinen Cocktails mit allerhand selbstgefertigten Infusionen, mit Schäumchen und Aromaölen eine richtig individuelle Kante zu geben. Nichts für Cocktail-Puristen, eher ein Ort für Experimente. Unfassbar liebenswürdiges Personal, das zum allergrößten Teil von sehr weit her kommt.

Liechtensteinstraße 104, 1090 Wien, Mo-Sa 18-2 Uhr

Foto: philipp blickfang photography

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Bonbonniere Tagesbar

Skurriles Etablissement im Herzen der Innenstadt, wo man als Nichtstammgast zwar bedient, aber auch begafft wird. Hier darf man sich wie in einer vergessenen Zeittasche fühlen und sich fragen, wann der Dritte Mann endlich bei der Tür hereinkommt.

Spiegelgasse 15, 1010 Wien, Mo-Sa 18-2 Uhr. (red, derStandard.at, 7.2.2014)