Zagreb - Die katholische Kirche in Kroatien hat für einen kleinen Eklat rund um den Holocaust-Gedenktag gesorgt, der die kroatische Öffentlichkeit noch Tage später beschäftigt. Sie war die einzige Glaubensgemeinschaft, die am 27. Jänner keinen hochrangigen Vertreter zu einer Gedenkveranstaltung ins Parlament entsendet hatte. Das nahm Premier Zoran Milanovic ihr offensichtlich übel.

Milanovic quittierte die Abwesenheit der Bischöfe mit der Bemerkung, dass diese "offensichtlich noch Zeit brauchen". Die Bischofskonferenz (HBK) reagierte empört. Als Grund für ihre Abwesenheit führten die Bischöfe an, dass sie wegen der regulären Sitzung der Bischofskonferenz verhindert gewesen seien. Als Vertreter schickten sie einen niederrangigen Geistlichen.

Die liberale Zeitung "Jutarnji list" wunderte sich in einem Kommentar am Mittwoch, dass die HBK keinen der 20 Bischöfe für eine Stunde entbehren konnte und vermutete hinter dem Boykott der Kirche eine politische Ansage gegen die Regierung. Dafür habe sie aber den "vollkommen falschen Anlass" gewählt, so die Zeitung. Die viel düsterere Erklärung für die Absage könne jedoch auch revisionistische Ströme innerhalb der Kirche sein, die eine "Reinterpretation des 2. Weltkriegs betreiben", so "Jutarnji list". (APA, 29.1.2014)