Die Kreationen von Roger Dubuis fallen unter die Katergorie "Trés Haute Horlogerie". Die Edeluhren-Manufaktur stellte als einer von drei Herstellern auf dem SIHH eine neue Kollektion vor: "Hommage".

Foto: Hersteller

Der Florentiner Kultuhrenbauer Panerai führt mit den neuen "Radiomir 1940 Chronografen" die schlichte, elegante Linienführung aus den 1940er-Jahren fort.

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Einen Rekord liefert Piagets "Altiplano 28 mm 900P", die mit 3,65 Millimetern flachste mechanische Uhr der Welt. Uhrwerk und Gehäuse wurden verschmolzen.

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Neues gibt's aus Sachsen: A. Lange & Söhne zeigte unter anderm die "Richard Lange Ewiger Kalender Terrraluna", die von beiden Seiten betrachtenswert ist. Neben Regulatorzifferblatt, Großdatum und ewigem Kalender befindet sich auf dem Gehäuseboden (rechts zu sehen) eine große orbitale Mondphasenanzeige.

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Der Salon International de la Haute Horlogerie, kurz SIHH, ist der erste Höhepunkt des noch jungen Uhrenjahres 2014 und hat für Aficionados einen Stellenwert wie Weihnachten und Ostern zusammen. Zumindest für jene, die eine Einladung zu dieser exklusiven Leistungsschau nach Genf bekommen haben. Denn nicht jeder darf rein und nicht jede Uhrenmarke ist vertreten, sondern vorwiegend solche, die zum Luxusgüterkonzern Richemont gehören. Oder irgendwie mit ihm verbandelt sind.

Rund 13.000 Besucher waren es, die auf 30.000 Quadratmetern die tickenden Preziosen der insgesamt 16 Aussteller begutachteten. Neben Promis, Händlern und Sammlern auch tausende Journalisten und Blogger, die die Message von der hochfeinen Uhrmacherkunst aus dem Epizentrum der Schweizer Uhrmachertradition in die weite Welt transportieren sollen.

Zu sehen gab es in erster Linie Facelifts. Darunter Hingucker wie die "Royal Oak Offshore Diver" von Audemars Piguet. Sie sorgte bei ihrer Präsentation für gemischte Reaktionen, kommt sie doch komplett in weißer, besonders harter Keramik (Durchmesser 42 Millimeter, Kaliber 3120) daher. Im Publikum schien die Farbwahl nicht jedermanns Sache zu sein. Zieht man allerdings den Vergleich zu Chanels ebenfalls weißem Bestseller, der "J12", wird diese neue Version des Klassikers Royal Oak wohl durchaus ihre Kundschaft finden.

Die Schlichtheit von Panerai

Genauso wie die neuen "Radiomir 1940 Chronografen" von Panerai. Die italienische Luxusuhrenmarke bleibt sich treu und besinnt sich auf alte Werte: Bei einem Durchmesser von 45 Millimetern übernimmt das Gehäuse des Chronografen die schlichte, elegante Linienführung der Panerai-Modelle aus den 1940er-Jahren. Das Handaufzugskaliber OP XXV basiert auf dem Minerva- Kaliber 13-22. Bereits in den 1920er-Jahren belieferte der Schweizer Hersteller Minerva das Florentiner Unternehmen.

Aus allen Rohren feuert die stärkste Marke unter dem Richemont-Dach, die auch standesgemäß in einer eigenen Halle residiert. Ganze 102 neue Produktreferenzen, fünf neue Kaliber präsentierte der Schmuck- und Uhrengigant Cartier. Dementsprechend selbstbewusst ist das Auftreten der Franzosen. Ein besonderes Schmankerl ist die "Rotonde de Cartier Astrocalendaire" (45 Millimeter Durchmesser, Automatikkaliber 9459 MC), die den Mechanismus des ewigen Kalenders sozusagen neu erfindet, dreidimensional darstellt und quasi deppensicher in der Bedienung macht.

Neue Kollektion

Die Anstrengung, tatsächlich eine neue Kollektion zu entwickeln, haben sich nur drei Hersteller angetan. So überzeugen die Zeitmesser aus der neuen Linie "Meisterstück Heritage" des Hamburger Luxuswarenanbieter Montblanc neben ihrem klaren, geraden Design auch mit ihrem Preis-Leistungs-Verhältnis. So liegt der Preis der Zweizeiger-Automatik unter 2000 Euro. Allerdings mit einem zugekauften Sellita-Werk.

Bei der neuen "Metro"-Kollektion der High-End-Uhrenmanufaktur Parmigiani wiederum ist alles aus einer Hand. Jüngere Uhrenliebhaber habe man bei der Entwicklung der Kollektion im Sinn gehabt, heißt es vom Namensgeber der Marke, Michel Parmigiani.

Eine für ihre Verhältnisse schlichte Kollektion bringt die junge Uhrenmanufaktur Roger Dubuis mit "Hommage" auf den Markt. Sie soll an die Anfangsjahre erinnern und ein Tribut an den Gründer und Namensgeber der Marke sein. Es soll dies die letzte Kollektion für die nächsten zehn bis 15 Jahre sein.

Hervorzuheben ist das "Fliegende Doppeltourbillon mit Handguillochierung" (Kaliber RD100, 42 Millimeter Durchmesser) der Ausnahmemanufaktur, bei dem man gleich von vornherein auf ein Zifferblatt verzichtet hat - man will es sich ja nicht allzu leicht machen. Also sitzen die römischen Zahlen direkt auf dem Werk, das zusätzlich aufwändig von Hand guillochiert wurde und Sonnenstrahlen ähnelt.

Flachste mechanische Uhr

Was wäre der SIHH ohne Weltrekord? Den liefert dieses Mal Piaget mit der neuen "Altiplano 38 mm 900 P", der flachsten mechanischen Uhr der Welt. Um die Rekordflachheit von nur 3,65 Millimetern zu erzielen, wurden Uhrwerk und Gehäuse miteinander verschmolzen und als Einheit konzipiert. Dem anhaltenden Trend zur Flachheit folgen auch Jaeger-LeCoultre ("Hybris Mechanica 11": flachste Minutenrepetition) und Vacheron Constantin ("Patrimony Contemporaire Ultraflach Kaliber 1731").

Während hier die Verflachung positiv wahrgenommen wird, zeichnet sich ein Abflachen der Wachstumskurve ab - zumal in China, dem Motor des bisherigen Luxusuhrenbooms. So konnte Richemont im Weihnachtsquartal zwar wachsen, allerdings weniger stark als noch vor einem Jahr. Verglichen mit 2012 nahm der Umsatz im dritten Quartal (zwischen Oktober und Dezember 2013) um drei Prozent auf 2,94 Milliarden Euro zu. Im Vergleichsquartal 2012 konnte der Konzern den Umsatz noch um neun Prozent steigern, 2011 sogar um 24 Prozent. Der Konzern konnte in Asien nicht an die sehr hohen Wachstumsraten früherer Jahre anknüpfen.

Muss man sich deshalb um die Luxusuhrenbranche sorgen? Nein, heißt es dazu im World Watch Report der Marktbeobachter von der Digital Luxury Group: Das Interesse an Zeitmessern der obersten Kategorie sei weltweit ungebrochen, das gelte auch für China, speziell für Hongkong. Außerdem sieht sich Richemont bereits nach neuen Absatzmärkten um. Konkret will man von der steigenden Zahl reicher Inder profitieren und eigene Läden auf dem Subkontinent eröffnen. (Markus Böhm, Rondo, DER STANDARD, 31.01.2014)