"Blut von Papst Johannes Paul II." steht auf Latein rund um die blutgetränkte Stoffreliquie.

Sieht eher nach Absicht als nach Versehen aus, was die Diebe dieses Mal hinterlassen haben.

Foto: San Pietro della Ienca

Rom/Wien - Es sind nur ein paar Millimeter Stoff, getränkt mit den Blutstropfen von Johannes Paul II. Eigentlich sind es eher ein paar Tröpfchen, die laut italienischen Medien von dem Attentat aus dem Jahr 1981 stammen, als der türkische Extremist Mehmet Ali Agca auf den Papst schoss und diesen schwer verletzte.

Nur drei Reliquien dieser Art gibt es weltweit vom 2005 verstorbenen Papst. Nun ist eines vergangene Samstagnacht aus einer kleinen Kirche in den Abruzzen gestohlen worden. 50 Beamte mit Spürhunden schreiten seitdem die karge Gegend ab, in der Hoffnung, die Kostbarkeit möge vielleicht im Gebüsch liegen. Denn so war es im August 2012, als eine andere der drei Blutsreliquien bereits einmal gestohlen wurde.

Drei Männer hatten damals einen Priester im Zug von Rom nach Civitavecchia zuerst in Gespräche verwickelt und dann um den Rucksack erleichtert. Darin befand sich neben ein paar Heiligenbildern von Karol Wojtyla, wie der Papst vor seiner Ernennung hieß, auch eine Ampulle mit seinem Blut. Schon wenige Stunden nach dem Alarm wurde die Phiole in der Nähe eines Bahnhofs in einem Busch wiedergefunden. Offenbar wussten die drei Langfinger nichts damit anzufangen. Ob es sich wieder so glücklich fügt, ist zweifelhaft: Die Diebe haben dieses Mal schwere Gitterstangen durchsägt und Fensterscheiben eingeschlagen, um an das Blut des Papstes zu gelangen.

Spiegel Online, Blick.ch sowie das Onlineportal Katholisches.info spekulieren nun darüber, dass Satanisten sich ans Werk gemacht haben - schließlich verheiße der vergangene Samstag im dunklen Kult die Ankunft besonders böser Mächte. Der Raub falle laut Dokumentationszentrum Antiplagio "mit dem Beginn der Herrschaft des Dämons Volac zusammen".

Außerdem beginne am 1. Februar das satanische neue Jahr, und dieses leite man gerne mit der Schändung besonders heiliger Objekte ein, weiß das Kirchenportal, das jedoch gleichzeitig das Attentat auf 1980 datiert. Womöglich ist es also doch kein Akt der Teufelsanbeter, sondern einfach Diebstahl aus weltlichen Motiven angereichert mit Sensationslust.

Bei Blutabnahme selbst dabei

Die verschwundene Reliquie (lateinisch für "Überbleibsel") stammt übrigens vom ehemaligen engen Vertrauten und Privatsekretär von Johannes Paul II., Kardinal Stanislaw Dziwisz und heute Erzbischof von Krakau. Er habe der Blutentnahme selbst beigewohnt, beteuerte er. Damit ist der Stoffschnipsel kirchlich zertifiziert.

2011 kam er persönlich in die Einöde der Abruzzen und vermachte es der Kirche San Pietro della Ienca, wo er viel Zeit mit dem Papst beim Wandern und Skifahren verbracht haben soll. (juh, DER STANDARD, 29.1.2014)