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Trotz aller Initiativen, Frauen für technische Ausbildungen zu begeistern, der Blick in Unternehmen und Hochschulen zeigt: vor allem Burschen und Männer. Lediglich zwischen 15 und 18 Prozent der Stellen in technischen Berufen sind diversen Erhebungen zufolge mit Frauen besetzt. Zum Vergleich: Über alle Berufe hinweg beträgt der Frauenanteil knapp 46 Prozent aller Beschäftigten.

Der Anteil der Frauen unter den Studienanfängern für unter Ingenieurswissenschaften zusammengefasste Fächer hat in der vergangenen Dekade zwar von rund 27 Prozent auf 33 Prozent zugenommen. Doch 80 Prozent der Technikabsolventen sind Männer.

Die Gründe dafür sind vielschichtig und haben schon in der Familie erste Wurzeln, weiß Ulrike Alker, Leiterin der Abteilung Gender & Diversity Management der FH Campus Wien. "Schon bei der Entscheidung, ob ein Mädchen eine HTL besuchen soll, gibt es familiär wenig Unterstützung." So sind nur etwa zwölf Prozent aller Besucher technisch-gewerblicher Schulen weiblich, in Modeschulen sind es 97 Prozent. "Es fehlt an Vorbildern", sagt Alker. Denn wie Studien belegen, ergreifen Mädchen eher technische Berufe, wenn Eltern oder Geschwister in diesen Bereichen tätig sind.

Auch geistern nach wie vor diffuse Stereotype herum. "Technik wird von vielen mit 'Schmutz' assoziiert", hat Genderforscherin Alker beobachtet. Viele Eltern glaubten, dass ihre Töchter in Technikberufen "allein unter Männern" mit einem rauen Umgangston konfrontiert seien.

Auch im schulischen Bereich seien noch zahlreiche traditionelle Vorstellungen präsent. Wie etwa der Glaube, Mädchen seien in Mathematik gut, weil sie fleißig seien, Burschen, weil es ihnen liege. Zudem werde für die Berufsfindung in Schulen nach wie vor nicht genügend getan. Lernwerkstätten, in denen Mädchen im geschützten Rahmen (also ohne vorwitzige Bubenkommentare) Technik ausprobieren könnten, gibt es in Österreich erst wenige.

Viel zu wenig in den Köpfen angekommen sei auch, dass technische Jobs in der Regel gut bezahlt sind. Absolventinnen einer Mint-Studienrichtung (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) seien in Wirtschaft, Lehre und Forschung mehr als gesucht. Doch es scheint wie verhext: Obwohl 91 Prozent der Maturantinnen bei einer Umfrage im Vorjahr ein anschließendes Hochschulstudium überlegten, interessierten sich nur 20 Prozent explizit für ein technisches Fach. (Karin Tzschentke, DER STANDARD, 29.1.2014)