Bild nicht mehr verfügbar.

Börsianer zeigen sich erst dann zufrieden, wenn Apples Wachstum die Erwartungen übertrifft

Foto: Reuters

Am Dienstag war es wieder soweit und das Szenario war fast vorhersehbar: Apple präsentierte seine Geschäftszahlen des letzten Quartals, konnte mit Rekordverkäufen glänzen und der Chef selbst zeigte sich äußerst zufrieden. Trotzdem ist die Aktie gesunken und die Börsianer zeigten sich wieder einmal enttäuscht. Mit noch höheren Verkäufen hatten Analysten gerechnet, neue Produkte würde man am liebsten auf der Stelle sehen. Apples Strategie ist für die Aktienjäger nicht gut genug - und zwar nie.

Enttäuschung an der Wall Street

Der Konzern musste zwar zugeben, dass das günstigere iPhone 5C sich nicht so gut verkauft hat wie erwartet, aber dennoch wurden insgesamt mehr iPhones verkauft als je zuvor, das Unternehmen hat mehr Cash als jemals zuvor, insgesamt gute Ergebnisse. Was macht Apple nun falsch, dass es jedes Mal Enttäuschung und schlechte Bewertungen an der Wall Street gibt? Bewertungen, die normalerweise für Unternehmen kommen, die gerade Verluste eingeheimst haben oder die Erwartungen der Analysten massiv danebengetroffen haben.

Untergangsprophezeiungen

Neben den schlechten Aktienkursen trifft aber auch ein weiteres Phänomen bei Apple zu: Nach jeder Verlautbarung der Geschäftszahlen gibt es in diversen Medien Untergangsprophezeiungen des Unternehmens. Apple würde keine Innovationen mehr bieten, das Unternehmen sei am Ende, der Zenit schon lange überschritten und überhaupt sollte man alle Anteile gleich verscherbeln, weil es übermorgen vermutlich keine Apple Stores mehr geben wird, das iPhone sei nicht mehr begehrt und altbacken.

"Es geht nicht darum, wie groß Apple ist"

Wie Wired schreibt, ist auch bei den Produktankündigungen prinzipiell mit Enttäuschung seitens Finanzmarkt zu rechnen. Ob iPod, iPhone oder iPad: Der Aktienkurs sinkt und erholt sich erst nach einigen Tagen wieder. Und Wired-Autor Marcus Wohlsen merkt richtig an: "Bei Apple ist großartig nicht genug. Es geht nicht darum wie groß sie sind. Es geht darum wieviel größer sie hätten sein können aber nicht geworden sind." Und aus einem kurzen Kursabfall gleich ein Untergangsszenario zu schaffen ist übertrieben. Die wenigen Dollar, die das Unternehmen bei solchen Veranstaltungen verliert, lassen den Kurs trotzdem immer noch oben.

Phänomen Apple

Revolutionen wie sie der iPod, das iPhone oder das iPad geschafft haben, sind im Moment nicht vorhanden. Die Gewinne wachsen, aber nicht mehr so stark wie vor einigen Jahren. Die Erwartungen sind groß, Apple kann sie im Moment offenbar nicht erfüllen. Ein Produkt aus einer neuen Kategorie könnte diese Erwartungen erfüllen. Wie machbar und realistisch das ist, wird sich zeigen. Tim Cook kündigte jedenfalls einige Innovationen für dieses Jahr an – wie immer gibt es aber keine Details vom Apple-Chef. Ob es wieder etwas sein wird, das eine ganze Branche verändern wird, bleibt offen. Bis dahin kann man das Phänomen Apple und die Reaktionen mit Fragezeüchen über dem Kopf weiter beobachten und auf die nächsten – vermutlich rekordverdächtigen – Quartalsergebnisse und die Schlangen vor den Apple Stores warten. (red, derStandard.at, 28.1.2014)