Bild nicht mehr verfügbar.

Hannes Reichelt beendet eine elende Durststrecke.

Foto: APA/Neubauer

Bild nicht mehr verfügbar.

Bode Miller hat die Streif fast das Herz gebrochen.

Foto: APA/Parigger

Kitzbühel – Hannes Reichelt, dessen schmerzender Rücken am Samstagfrüh vor dem Rennen behandelt worden war, hat es tatsächlich gepackt, gewann die Abfahrt auf der Streif vor 50.000 Zuschauern binnen 2:03,38 Minuten vor Aksel Lund Svindal, der um 21 Hundertstel länger unterwegs war, und Bode Miller, der 34 Hundertstel aufriss. "Unglaublich ist das", sagte Reichelt (33), "es gibt nichts Schöneres für einen Österreicher." Dabei war seine Teilnahme nicht einmal fix. Nach Einnahme von Schmerzmitteln entschied sich Reichelt erst beim Einfahren für einen Start. Max Franz wurde Siebenter, Matthias Mayer Elfter.

Reichelt beendete die rund 13-monatige Sieglosigkeit der ÖSV-Abfahrer. Auch für den bisher letzten Triumph im Dezember 2012 in Bormio hatte Reichelt höchstpersönlich gesorgt. Damals übrigens zeitgleich mit dem Italiener Dominik Paris. Der hatte im Vorjahr in Kitzbühel gewonnen, doch heuer musste er sich mit einer Nebenrolle begnügen (Platz 31), was wohl auch an der Muskelverletzung liegt, die er sich kurz vor Weihnachten bei einem Trainingssturz auf der Saslong in Gröden zugezogen hatte.

Sauber fahren freut den Rücken

"Ich bin froh, dass die Durststrecke vorbei ist", kommentierte Reichelt, der Radstädter, der in Innbruck daheim ist. Er beendete gleich zwei Durststrecken. Der bisher letzte Sieg eines Österreichers auf der Streif hat quasi einen noch längeren Bart, für ihn hatte im Jahr 2006 Michael Walchhofer gesorgt.

Es handelt sich um Reichelts siebenten Weltcupsieg. Vier passierten im Super-G, zwei in der Abfahrt, einer im Riesenslalom. Letztere Diszplin tut er sich wegen Kreuzschmerzen nicht mehr an. Über seinen Rücken wollte er nicht viel reden. "Wenn man technisch gut fährt, dann ist das das Beste für den Rücken“, sagte er aber schon. Die Startnummern-Vergabe am Vortag hatte er schmerzbedingt ausgelassen.

Zuletzt in Wengen verpasste er nur um sechs Hundertstel den Abfahrtssieg, auch in Bormio und Beaver Creek wurde er im heurigen Winter Zweiter. Im Abfahrtsweltcup hat Reichelt 80 Punkte Rückstand auf Titelverteidiger Svindal.

"Bricht einem das Herz"

Im einzigen Training auf der heuer modifizierten Streif waren die ersten Drei in umgekehrter Reihenfolge angekommen. Miller war auf der wegen des Umwegs über den Ganslernhang (statt Hausbergkante und Traverse) etwas längeren Piste in 2:02,92 Minuten deutlich schneller unterwegs als im Rennen. Der US-Amerikaner, der im vergangenen Jahr nach einer Knieoperation pausiert hatte, war ziemlich sauer, dass es ihm nicht gelang, jener Linie zu folgen, auf der er im Training die Konkurrenz verblüfft hatte. "Das ist hart", sagte Miller, "so einen Fehler, wie er mir auf der Seidlalm passiert ist, darf man nicht machen. Das bricht einem fast das Herz."

Sein bisher letzter Abfahrtssieg war ihm im Dezember 2011 in Beaver Creek gelungen. Insgesamt brachte es der mittlerweile 36-Jährige auf 33 Weltcupsiege in allen Disziplinen, in Kitzbühel gewann er zwar kein Einzelrennen, doch zweimal die klassische und mittlerweile verblichene Kombination.

Die nächste Abfahrt steigt am Samstag in St. Moritz. Und dann geht’s zu den Olympischen Spielen nach Sotschi. Dort hat Reichelt schon wieder die Gelegeheit, eine Durststrecke zu beenden. Beim bisher letzten Österreicher, der Olympiagold in der Abfahrt gewann, handelt es sich um Fritz Strobl. Der Kärntner siegte 2002 in Salt Lake City.

Im Gesamtweltcup hat Svindal nun 102 Punkte Vorsprung auf Titelverteidiger Marcel Hirscher, der im Slalom am Freitag, in dem der Deutsche Felix Neureuther triumphierte, ausschied. Und bei der neuartigen Kombi am Sonntag in Kitzbühel hat der Norweger die Chance auf viele Punkte. Denn sowohl im Super-G als auch in der Kombi werden volle Punkte vergeben. Hirscher wird auch mitwirken und spitzt im Super-G auf einen Platz unter den ersten 30, um dann im Slalom voll angreifen zu können. (Benno Zelsacher, derStandard.at, 25.1.2014)