Reagiert die Journalistengewerkschaft hysterisch, weil sie mit heftigen Worten kritisiert, dass die Polizei die Berichterstattung über den rechten Akademikerball samt Gegendemonstrationen einschränkt? Sind Journalisten am Ende gar nur wehleidig, weil es um ein paar Unbequemlichkeiten für die eigene Profession geht?

Mitnichten. Das völlig übertriebene Vorgehen der Polizei zugunsten einer rechten Netzwerkveranstaltung bringt Grundsätzliches in gefährliche Schieflage. Es entspringt einer Denkweise, die jede Form von Unmutsäußerung mit potenziellem Terrorismus gleichsetzt und rigoros alles bekämpft, was "gefährlich" werden könnte.

Übersehen wird, dass sich eine Demokratie ad absurdum führt, wenn sie im Namen der Freiheit die Freiheit einschränkt oder gar abschafft. Das besondere Talent der Wiener Polizei besteht darin, das auch noch besonders tölpelhaft zu argumentieren. Passanten das Tragen von Schals zu verbieten, weil sich hinter Wollmaschen ein Anarcho verstecken könnte, zeigt nur: Der Exekutive gilt jeder Demonstrant gegen Rechts als potenzieller Radaubruder. Journalisten bei ihren Recherchen zu "begleiten", weil sie allein gefährdet wären, heißt übersetzt: Wenn's leicht geht, kontrollieren wir die Medienmeute gleich mit.

Die Polizei hat sich mit dem Akademikerball ein neues Problem geschaffen, das sie vorher nicht hatte. Gratulation, das war fürwahr eine reife Leistung. (Petra Stuiber, DER STANDARD, 25.1.2014)