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Spät, aber doch - im Neuschnee macht Skifahren wieder Spaß.

Foto: Reuters/Balibouse

Wien - Es hätte wieder ein halbwegs gutes Jahr für die leidgeprüfte Skiindustrie werden können. "Der globale Skimarkt hat sich nach dem letzten großen Einbruch 2007 bei rund 3,4 Mio. Paar stabilisiert, wovon 50 Prozent von österreichischen Produzenten stammen", sagte Franz Föttinger, Chef von Fischer und gleichzeitig Sprecher der Skiindustrie, bei einem Branchenevent im November. Jetzt sind er und seine Kollegen gar nicht mehr gut zu sprechen.

Grund für den Unmut sind Preisaktionen des Handels, die heuer früher und aggressiver eingesetzt haben. Tatsache ist, dass der Sporthandel heuer auf mehr Winterkleidung und Sportartikeln sitzengeblieben ist; die frühlingshaft anmutenden Temperaturen, die zuletzt im Alpenraum bestimmend waren, haben die Kauflust bei Winterware gedrückt.

Sport Eybl etwa bewirbt in einem aktuellen Verkaufsprospekt einen Head-Ski um 349,99 Euro statt regulär 699,99 Euro. "Das ist eine Katastrophe," erregte sich Skiindustriesprecher Föttinger am Freitag im Gespräch mit der Austria Presse Agentur. "Das Produkt wird total entwertet."

Atomic-Chef Wolfgang Mayerhofer schlägt in dieselbe Kerbe: "Die Schleuderpreise sind für uns nicht lustig. Der Abverkauf müsste nicht so früh starten, Schnee ist immer noch gekommen."

Bei Sport Eybl sieht man das anders. "Preisnachlässe um diese Zeit sind seit vielen Jahren selbst in schneereichen Wintern Branchennormalität. Die generelle Schneesituation wirkt sich in jedem Jahr anders auf die Gesamtstimmung der Branche aus - und heuer ist ein Winter, wo sie nicht so gut ist", sagte Marketingleiter Jürgen Jungmair dem Standard. "Unsere Aufgabe ist, die Preisgestaltung an die Marktsituation bestmöglich anzupassen und dafür zu sorgen, dass Angebot und Nachfrage gut balanciert sind."

Lockartikel Ski

Noch in den frühen 1990er-Jahren wurden weltweit rund acht Millionen Paar Ski verkauft. Seither ist nicht nur die Zahl der Skifahrer zurückgegangen - ein Kulturwandel hat sich vollzogen. Von denen, die noch Ski fahren, verzichtet inzwischen fast jeder Zweite auf eigene Ski.

Immer mehr Brettln werden vor Ort ausgeborgt. Prognosen zufolge werden auch in Österreich schon bald bis zu 75 Prozent der Skifahrer mit Leihski unterwegs sein. In manchen Skiresorts in Frankreich ist das heute schon der Fall. Für den Handel sind Ski Lockartikel, vergleichbar mit Bier, Milch oder Windeln in Supermärkten. Mancher Verkäufer legt mitunter sogar noch etwas drauf, um sie am Ende loszuwerden.

Für die Skiindustrie werden die Zeiten nicht einfacher. Atomic, Fischer, Head und Co haben mit dem Skiverleih zwar eine gesicherte Abnahme, stehen aber kostenmäßig stärker unter Druck. Zu allem Überfluss hat sich auch die Handelslandschaft verändert: Bei Eybl, Sports Experts und Intersport gibt es neue Eigentümer. Statt über Österreich wird ihr Einkauf vermehrt über britische und deutsche Zentralen abgewickelt.

Bei der am Sonntag in München beginnenden Wintersportmesse Ispo wird ein seit längerem beobachtbarer Trend fortgeschrieben: Alle Hersteller von Ski drängen in Zubehör. Ob Skischuhe, Helm, oder Brille - mit einem Rundumangebot versucht man, weggebrochene Euros anderswo zu verdienen. "Gute Margen gibt es nur mehr bei Zubehör", sagte ein Skihersteller, der namentlich nicht genannt werden wollte. (Günther Strobl, DER STANDARD, 25.1.2014)