Elke Auer und Esther Straganz mit "Lusty Tigers and Spastic Fibers" beim "Salon Klimbim" in der Secession.

Foto: Auer, Straganz & Campos

Wien - Alle glauben an etwas, an gar nichts oder an Gott, an die Marktwirtschaft oder an das Internet. Mit einigem Willen zur Hoffnung wird auch an die Zukunft geglaubt. Bei Letzterer docken die Künstler Oliver Ressler und Ines Doujak mit ihrem Ausstellungsprojekt Utopian Pulse - Flares in the Darkroom in der Wiener Secession an. Zum Auftakt kuratierte der Philosoph und Künstler Fahim Amir einen "Salon Klimbim". Bis zur finalen Ausstellungsserie im September werden die pulsierenden Utopisten laufend verschiedene Transparente auf der Fassade des Hauses präsentieren.

Ziel des Salons, ein "Performance-Reigen" im Hauptraum des Secessionsgebäudes, war eine neue Annäherung an die heute etwas verrufene Idee der Utopie. Dabei wurden keine verklärten oder totalitären Konzepte propagiert, sondern Gefühle der Befreiung von unserer Geld-regiert-die-Welt-Realität vermittelt. Entsprechend breit gefächert zeigten sich denn auch die künstlerischen Statements, die eben kein Klimbim und Beiwerk waren.

Zu den Highlights in dem überbordenden, mehr als sechsstündigen Programm zählte etwa ein Noisemusik-Konzert aus elektronischen Sound-Abfällen von Maja Osojnik. Oder ein choreografisches Duett von Krõõt Juurak und Alex Bailey über "animal jokes (for animals)", in dem das Witzemachen seiner menschlich-kulturellen Stützen beraubt wurde.

Ironie wollte auch Franz Kapfer in seine Installation See-For-Yourself laden, die aus zwei Thujen ähnelnden Skulpturen an beiden Seiten des Aufgangs zur Secession besteht. Die vom Künstler beabsichtigte Assoziation zu der NS-"Wunderwaffe" V2 stellt sich allerdings spontan nicht ein. Richtig gelungen ist eine von mehreren Künstlern mit dem Wiener Zaglossus-Verlag gestaltete Buchreihe. Gebunden wurden hier nur leere Seiten. Man kann jetzt den Inhalt von unter anderem Juuraks Werk Autodomestication oder von Der Faustfick im Zeitalter der Frühromantik des Autors Dr. Anselm Bindewalt selbst verfassen. Die Bände waren an der "Golem"-Bar aufgelegt, an der revolutionsbewusst 80 Sektflaschen geköpft wurden.

Angespannt wurde die Situation, als das Aktionistenpaar Barbara Schurz und Alexander Brener uneingeladen in die wie eine Persiflage wirkende Flamenco-Einlage vordrang und eine ihrer so gefürchteten wie zweifelhaften Aktionen gegen das Kunst-Establishment startete. Ihre Absicht, die fröhliche Utopisierung mit ihren Fäkalien zu bereichern, scheiterte an den gestressten Körpern der beiden. (Helmut Ploebst, DER STANDARD, 25.1.2014)