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Syrische Rebellen während einer Kampfpause nahe Aleppo. Ein Waffenstillstand scheint möglich,...

Foto: Reuters/Abdalrahman Ismail

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... eine politische Vereinbarung sieht US-Experte Bremmer aber in weiter Ferne.

Foto: Reuters/Keith Bedford

STANDARD: Kann die Syrien-Konferenz zu konkreten Ergebnissen führen?

Bremmer: Ich bin überrascht, dass es überhaupt eine Konferenz gibt. Die Opposition hat bisher immer gesagt, sie kommt nicht. Es gibt das Potenzial für einen Waffenstillstand. Aber eine politische Vereinbarung, das ist derzeit unmöglich.

STANDARD: Wie beurteilen Sie die Rolle der Uno?

Bremmer: Die Uno ist in Stürme aus verschiedenen Richtungen geraten. Die Amerikaner sind willens, sich mit den Iranern auseinanderzusetzen. Das Wichtigste für die USA ist nicht Syrien, sondern das Atomabkommen mit dem Iran. Diese Ein- und Ausladung des Iran: Ich beschuldige die Uno hier nicht. Aber es ist natürlich peinlich für Ban Ki-moon. Er war immer ein Bürokrat. Es hat doch ohnehin niemand gedacht, dass er ein großartiger politischer Führer ist.

STANDARD: Wie groß war der Druck der Saudis, dass der Iran wieder ausgeladen wird?

Bremmer: Die Saudis sind extrem unglücklich, nicht nur über den wachsenden Einfluss des Iran in der Region, sondern auch über die Bereitschaft der USA, sich mit den Iranern auseinanderzusetzen. Die Saudis haben sich sogar geweigert, den Sitz im UN-Sicherheitsrat anzunehmen. Das ist historisch einzigartig. Die Amerikaner sind aber nicht bereit, die Saudis an die Wand zu stellen oder eine rote Linie zu ziehen. Das ist das Problem. Die amerikanischen Interessen und die der Saudis in Bezug auf Syrien sind nicht auf einer Linie. Gleiches gilt für den Iran und Öl. Die Saudis begreifen, dass sich ihre besondere Beziehung zu den USA auflöst und sie etwas tun müssen.

STANDARD: Glauben Sie, dass US-Außenminister John Kerry ein Nahost-Abkommen schafft?

Bremmer:Nein. Er war zehnmal dort, aber der Nahost-Friedensprozess ist vertane Zeit. Er sollte diese lieber in den Iran und Korea investieren. Die Arbeit Kerrys in Bezug auf den Iran war sehr wertvoll. Schon die vorläufige Vereinbarung ist ein großer Schritt, und es besteht eine gute Chance, dass ein umfassendes Atomabkommen daraus wird. Da passiert etwas!

STANDARD: Wäre ein Iran-Abkommen wichtiger als eine Vereinbarung zwischen Israelis und Palästinensern?

Bremmer: Ja. Niemand redet in der Region derzeit auch darüber.

STANDARD: Sie haben bei einer Debatte in Davos gesagt, mitschuldig sei auch das bekannt schlechte Verhältnis zwischen Israels Premier Benjamin Netanjahu und US-Präsident Barack Obama.

Bremmer: Die mögen einander nicht. Erinnern Sie sich nicht an das Gespräch zwischen Obama und Frankreichs damaligem Präsidenten Sarkozy? Sarkozy sagte, Netanjahu ist so ein Lügner. Und Obama sagte, und ich muss mit ihm zusammenarbeiten. Obama hat nie geglaubt, dass Netanjahu ein ernsthafter Partner im Friedensprozess ist. Er hat immer gedacht, dass dieser nur die US-Allianz nutzt. Aber Obama ist auch nicht so daran interessiert, sehr stark von der US-Außenpolitik tangiert zu werden.

STANDARD: Ein anderer sicherheitspolitischer Hotspot ist Japan/China. Japans Ministerpräsident Shinzo Abe hat sogar hier in Davos seinen Auftritt vor dem Schrein verteidigt. Wird die Situation eskalieren?

Bremmer: Für Abe ist es eine persönliche Sache. Sein Großvater war ein Kriegsverbrecher und war dann Minister. Aber davor hat China einseitig eine Flugverbotszone verhängt. Die Chinesen haben immer wieder gerne die Anti-Japan-Karte ausgespielt. Beide drücken sehr viel Nationalismus aus und wenden sich damit gegeneinander. Es ist eine gefährliche Umgebung. Japan ist der beste US-Verbündete in Asien. Aber die Japaner sind besorgter über die Sicherheitsbedrohungen durch China, als es die Amerikaner sind. Sie sehen Bemühungen der USA, mit China ein Abkommen zu erreichen, mit großer Besorgnis. Ein Teil des japanischen Nationalismus richtet sich auch gegen Washington. (Alexandra Föderl-Schmid, DER STANDARD, 25.1.2014)