Bester österreichischer Regisseur: Hüseyin Tabak.

Foto: Robert Newald

Wenn Hüseyin Tabak sich über einen Preis freut, dann ist das ansteckend. Das war so in Graz bei der Diagonale 2010, als er für sein Dokumentarfilmdebüt Kick Off den Publikumspreis und den Preis der Jugendjury entgegennahm und gemeinsam mit einigen anwesenden Protagonisten im Festsaal für überschwängliche Stimmung sorgte.

Es setzte sich fort bei der Viennale im selben Jahr, wo Kick Off, der die österreichische Obdachlosenfußballmannschaft auf dem Weg zum Homeless World Cup begleitet, den Wiener Filmpreis erhielt. Und das blieb so Mittwochabend im Schloss Grafenegg, wo der Regisseur für seinen zweiten Kinospielfilm Deine Schönheit ist nichts wert gleich mehrfach prämiert wurde: fürs beste Drehbuch, die beste Regie und den besten Spielfilm (plus eine Auszeichnung für die beste Musik an Komponistin Judit Varga).

Nicht zuletzt, dass er als "Filmasylant aus Deutschland" derartige Anerkennung erfahre, gerade "von der Branche", freute und rührte den Teilzeitwiener. Tabak kam 1981 in Bad Salzuflen als Sohn kurdischer Zuwanderer zur Welt. Schon als Jugendlicher war er filminteressiert, in Interviews nennt er später u. a. den großen kurdischen Filmemacher Yilmaz Güney als Vorbild. Nach dem Abitur sammelte er bei Filmproduktionen in Hamburg erste Berufserfahrung. Versuche, in Deutschland an einer Filmschule aufgenommen zu werden, scheiterten jedoch. Tabak probierte es schließlich in Wien und studierte ab 2006 unter anderem bei Regieprofessor Michael Haneke. Im ORF-Interview nach der Filmpreisverleihung fasste Tabak dessen Input so zusammen: "Deine Schauspieler lieben - und vorbereiten, vorbereiten, vorbereiten auf den Dreh."

Noch als Student machte er mit Kurzfilmen auf sich aufmerksam. Auch Kick Off entstand aus einem Akademieprojekt. Tabak, verheiratet und selbst inzwischen Vater eines kleinen Sohnes, hat anschließend ein Kinderbuch, Das Pferd auf dem Balkon von Milo Dor, adaptiert.

Mit Deine Schönheit ist nichts wert realisierte er schließlich ein Projekt nach eigenem Drehbuch: die Geschichte des zwölfjährigen Veysel, der mit seiner Familie erst kürzlich nach Österreich gekommen ist und seine erste zarte Liebe zu einer Klassenkameradin vor dem Hintergrund des prekären familiären Aufenthaltsstatus erlebt. Wer den Film nun nachholen oder wiedersehen möchte: Zumindest im Wiener Votivkino wird er wieder gezeigt. (Isabella Reicher, DER STANDARD, 24.1.2014)