Guido Tartarotti: Bei seinen "Urlaubsfotos" handle es sich zwar um "keine Diashow", im Endeffekt ist es aber genau eine solche.

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Wien - Der Musikkritiker und Kolumnist Guido Tartarotti ist, eigenem Bekunden nach, der "Sohn zweier Deutschlehrer". Wie das damals, in den späten 1960er-Jahren, als es noch keine Leihmütter gab, technisch funktionierte, erklärt er zwar nicht in seinem neuen Kabarettprogramm, das am Dienstag im Rabenhof Premiere hatte. Aber es erklärt, warum Tartarotti bei der täglichen Zeitungslektüre viele Rechtschreibfehler, Logikfehler und Metaphernkollisionen zu entdecken vermag.

Seine Sammlung beschränkt sich nicht nur auf journalistische Fehlleistungen: Mit größtem Vergnügen fotografiert Guido Tartarotti auch doppeldeutige Hinweisschilder, absurde Verkehrszeichen, töricht übersetzte Speisekarten, widersinnige Verbots- und groteske Werbetafeln ab. In Klammer steht zwar, dass es sich bei Urlaubsfotos um keine Diashow handle. Im Endeffekt ist es aber genau eine solche. Denn die vielen projizierten Fotos dienen Tartarotti als Beleg dafür, dass er sich all den Schwachsinn nicht ausgedacht hat, darunter den "Hodensauger" von AEG, den "Scheißausbruch" und das "Scheidenfrostschutzkonzentrat".

Bei seinen Streifzügen durch den Boulevard wird Tartarotti besonders fündig: Mit Genuss ätzt er über Titelzeilen wie "Getöteter Taxiräuber überfiel mehrere Chauffeure" oder "Das Regierungsprogramm ist uns definitiv zu Wage".

Als roter Faden dienen ihm Erlebnisse mit Schlangen aller Art (in Afrika wie vor der Billa-Kassa), zwischendurch zieht der Sprachpolizist sanft über Promis (Herbert Prohaska würden "die Fälle davonschwimmen") und Politiker her: Matthias Strolz, den selbstverliebten Chef der Neos, bezeichnet er als "den Markus Rogan der Innenpolitik". Tartarotti gelingen aber auch etliche amüsante Aphorismen. Wir Österreicher, sagt er, würden ja sehr gerne über den Tellerrand schauen. Leider aber hänge das Schnitzel drüber. (Thomas Trenkler, DER STANDARD, 23.1.2014)