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Ernest Gabmann, als er noch im Dienste des Wiener Flughafens stand.

Foto: Reuters/Niesner

Wien - Der Streit des ehemaligen Flughafen-Vorstandsmitglieds Ernest Gabmann mit seinem Exarbeitgeber ermöglicht tiefe Einblicke in die Zustände, die in der börsennotierten Gesellschaft rund um 2010 herrschten. Der vormalige Landesvizechef von Niederösterreich hat am Landesgericht Korneuburg Gehälter und Boni eingeklagt, am Dienstag sagte, wie berichtet, Exaufsichtsratschef Christoph Herbst aus. Er war bis Ende 2011 selbst Chef der AG, die zu je 20 Prozent Niederösterreich und Wien gehört.

In seiner 2,5-stündigen Zeugeneinvernahme machte der heutige Verfassungsrichter, wie immer im dunklen Anzug und mit Rucksack unterwegs, aus seinem Herzen keine Mördergrube. Stets freundlich, aber doch mit Seitenhieben in Richtung der Exmanager, beantwortete er Fragen zum Thema Bonus. Die Flughafen AG verweigert Gabmann Teile davon. Ende 2010 habe der Aufsichtsrat Änderungen der Bonuskriterien beschlossen; fixiert wurde die Erreichung einer Kostenreduktion.

Das war offenbar eine Art Notwehraktion des Aufsichtsrats: Laut Herbst sei Ende 2009 das vom Vorstand erarbeitete Budget nur eingeschränkt genehmigt worden, "wir haben seine Überarbeitung gefordert". Die Diskussion darüber habe sich "aber bis Herbst 2010 gezogen, der Vorstand war nicht imstande, ein akzeptables Budget vorzulegen". (Im Vorstand saßen auch Herbert Kaufmann und Gerhard Schmid.) Also habe der Aufsichtsrat via Änderung der Bonuskriterien "die plumpe Holzhammermethode" angewendet: "Wir erwarteten eine zehnprozentige Kostenreduktion".

Die Boni waren zudem an den Fortschritt des (entglittenen) Bauprojekts Skylink gekoppelt; es galt, das Projekt bis Mitte 2012 fertigzustellen und die Kosten zu begrenzen. Bei Skylink "sollten sich alle Vorstandsmitglieder ins Zeug werfen", begründete das Herbst. Ob Gabmann das auch getan habe, wollte Richterin Martina Straßl wissen. Gar nicht, denn: Gabmann habe bei der Geschäftsverteilung "völlig überraschend" erklärt, dass er Skylink nicht betreuen wolle, erzählte Herbst.

Kein Zwang

"Da es keinen Sinn hatte, ihn dazu zu zwingen", habe er, Herbst (damals schon Vorstand; Anm.), das selbst übernommen. Für welche Ressorts Gabmann dann zuständig war? Herbst: "Retail und Gastro, allgemeine Bauangelegenheiten ohne Skylink". Die Ressorts Personal und Finanzen wurden ihm abgenommen. "Denn", so Herbst mit feiner Klinge, "dieser Bereich war nicht so ideal aufgehoben bei Herrn Gabmann."

Ob angesichts der Einschränkung seiner Aufgaben andere Bonuskriterien mit Gabmann besprochen wurden? "Nein", antwortete Zeuge Herbst, "das war kein Thema." Im März wird Herbst weiter befragt. (Renate Graber, DER STANDARD, 23.1.2014)