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Georg Springer sah sich "gezwungen", Hartmann die Kündigung von Stantejsky "nahezulegen".

Foto: APA/ROLAND SCHLAGER

Wien - Eigentlich hätte der Aufsichtsrat des Burgtheaters am Mittwoch die Bilanz für das Geschäftsjahr 2012/13 absegnen und die Geschäftsführung entlasten sollen. Doch dazu kam es aufgrund der "Causa Stantejsky" nicht: Dem Gremium wurde lediglich ein Zwischenbericht zur Gebarungsprüfung vorgelegt.

Diesem Bericht zufolge habe Silvia Stantejsky in ihrer Funktion als kaufmännische Geschäftsführerin und stellvertretende Direktorin in der Burgtheater GmbH "ein buchhalterisches ,Parallelsystem' etabliert, das in weiten Teilen nicht annähernd den Grundsätzen einer ordnungsgemäßen Buchführung" entsprochen habe. Und zwar, wie die Bundestheater-Holding in einer Aussendung erklärte, "unter Missachtung des Vier-Augen-Prinzips und ohne Wissen des zweiten Geschäftsführers", also des Burg- Direktors Matthias Hartmann.

Die fristlose Entlassung sei auszusprechen gewesen, da Silvia Stantejsky "nicht in der Lage war, eine plausible Erklärung für Transaktionen auf ihr privates Konto zu liefern". Der Aufsichtsrat nahm mit einer Gegenstimme (eines Belegschaftsvertreters) "zustimmend zur Kenntnis", dass die Entlassung von Silvia Stantejsky "rechtlich notwendig war". Die Geschäftsführung wurde beauftragt, alle Schritte zu setzen, um eine ordnungsgemäße Bilanzierung der Saison 2012/2013 bis 28. April 2014 zu gewährleisten.

Georg Springer, bis Ende 2014 Chef der Bundestheater-Holding, erklärte erstmals die Chronologie der lange Zeit geheim gehaltenen Causa. Die Vorwürfe gegenüber Stantejsky seien demnach bereits "seit 11. November 2013 bekannt". Tags darauf habe Springer die interne Revision der Holding eingeschaltet, zudem wurde Stantejsky auf Weisung der Bundestheater-Holding vom Dienst suspendiert. Da sich, so Georg Springer, die Vorwürfe nicht aufklären ließen, "war ich am 18. November 2013 gezwungen, der Geschäftsführung des Burgtheaters nahezulegen, Frau Stantejsky fristlos zu entlassen".

Der Aufsichtsrat der Burgtheater GmbH habe sich bereits am 25. November in einer außerordentlichen Sitzung mit den Vorwürfen beschäftigt. In der Folge erteilte die Burgtheater-Geschäftsführung in Abstimmung mit der Holding am 18.Dezember 2013 einer internationalen Wirtschaftsprüfungskanzlei einen "umfangreichen Prüfauftrag".

Die Spekulationen um ein mögliches Defizit des Burgtheaters in zweistelliger Millionenhöhe will Springer weiterhin nicht kommentieren: "Wir veröffentlichen unsere Zahlen wie jedes Jahr, wenn sie fertig sind." Das Theater arbeite "äußerst erfolgreich" und sei "in keiner Weise in seiner Existenz gefährdet" (aufgrund des konzernweiten Cash-Poolings).

Sollten die Vorwürfe, die zur Entlassung geführt haben, entkräftet werden, stehe, so Georg Springer, auch aus Sicht des Aufsichtsrates einer Einigung mit Silvia Stantejsky "in welcher Form auch immer nichts im Wege". Der Holdingchef erwartet "valide Endergebnisse" bis Ende Februar. Der Aufsichtsrat hingegen hat bereits für den 10. Februar die nächste Sitzung festgesetzt - um "nach Vorliegen der Untersuchungsergebnisse" die weitere Vorgehensweise zu besprechen. (Thomas Trenkler, DER STANDARD, 23.1.2014)