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"Resultate, die etwas bewegen", fordert Forschungskommissarin Geoghegan-Quinn.

Foto: APA/EPA/OLIVIER HOSLET

"Wir müssen die Forscher aus ihren Silos locken und Resultate liefern, die etwas bewegen." Das verlangte EU-Forschungskommissarin Máire Geoghegan-Quinn am Dienstag anlässlich der österreichischen Auftaktkonferenz zu "Horizon 2020" in Wien. Doch das war noch nicht alles: "Wir müssen den Menschen zeigen, dass das Geld, das für Forschung ausgeben wird, ihr eigenes Leben betrifft, von den Fahrzeugen, die sie benutzen über die Lebensmittel, die sie essen, bis hin zur Energie, die sie nutzen."

Es müsse im neuen EU-Forschungsprogramm auch für mehr Bürgernähe der Forschung gesorgt werden, zumal in Zeiten der grassierenden EU-Skepsis. Die Auswirkungen von Projekten würden künftig bei der Vergabe von Förderungen stärker berücksichtigt, kündigte Geoghegan-Quinn an.

Grundsätzlich räumte die Kommissarin bei der Veranstaltung in der Hofburg Österreich gute Chancen ein, um im Wettbewerb um EU-Fördermittel zu reüssieren: "Österreich ist ein Nischenplayer. Es konkurriert nicht um Kosten, sondern um Köpfe." Österreich selbst hat sich hohe Ziele gesteckt: 1,5 Milliarden Euro sollen aus dem mit 80 Mrd. Euro gefüllten Fördertopf von "Horizon 2020" nach Österreich zurückfließen, verlangte Henriette Egerth, Geschäftsführerin der Forschungsförderungsgesellschaft FFG. Im vorhergehenden 7. Rahmenprogramm waren es 1,1 Mrd. Euro Fördermittel - 125 Prozent der eingezahlten Mittel.

Um eine weitere Steigerung zu erreichen, soll das zuletzt stagnierende Engagement der Unternehmen bei der Forschungsfinanzierung angekurbelt werden. Dazu will die FFG ihre Beratungen ausbauen. Zudem wird ein neues Gremium eingerichtet, das Probleme aufspüren und das nunmehr vereinte Wissenschafts- und Wirtschaftsministerium beraten soll: Das "ERA (European Research Area) Council Forum Austria" wird von Helga Nowotny, der ehemaligen Präsidentin des Europäischen Forschungsrates (ERC), geleitet und ist mit vier weiteren hochrangigen Wissenschaftern aus dem In- und Ausland besetzt.

Doch nicht nur Industrieforschung und die Bewältigung "gesellschaftlicher Herausforderungen" sind tragende Säulen von "Horizon 2020", sondern auch die Grundlagenforschung, die in der Förderschiene "Exzellente Wissenschaft" gestärkt werden soll.

Was Europa vorlebt, müsse auch auf nationaler Ebene verwirklicht werden, betonte Pascale Ehrenfreund, Präsidentin des Wissenschaftsfonds FWF. "In Österreich werden pro Einwohner 26 Euro für die Grundlagenforschung investiert, in der Schweiz sind es rund 89 Euro", gab Ehrenfreund ein Beispiel.

"Horizon 2020" soll nicht nur eine nahtlose Verschränkung von Grundlagenforschung über Innovationsförderung bis hin zur Markteinführung fördern, sondern auch kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) den Zugang zu Förderungen erleichtern, wie Geoghegan-Quinn betonte. Das soll durch neue Mittel speziell für KMU und unbürokratischere Abläufe erreicht werden.

Insgesamt sei "Horizon 2020" kein "massiver Paradigmenwechsel", sondern eher eine "Konsolidierung", konstatierte Jakob Edler vom Manchester Institute of Innovation Research. Studien hätten gezeigt, dass das Haupthindernis für Innovation die mangelnde Nachfrage nach Innovation sei. "Gleichzeitig macht der Sektor der öffentlichen Beschaffung etwa 18 Prozent des EU-BIPs aus." Hier gehe man nicht ambitioniert genug vor. Außerdem fehlt dem Innovationsforscher eine globalere Ausrichtung von "Horizon 2020": "Fünf Prozent internationale Beteiligung im letzten Rahmenprogramm sind nicht genug. Hier hab Europa, etwa im Vergleich zu den USA, aufzuholen. (kri, DER STANDARD, 22.1.2014)