Die NPD hat auf Youtube ein Video löschen lassen, in dem der junge deutsche SPD-Kommunalpolitiker Patrick Dahlemann der rechtsextremen Partei auf einer ihrer Kundgebungen mit einer Rede deutlich Paroli bietet.

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Postings unter einem Song der Band "Landser". "88" ist in Neonazikreisen ein Code für "Heil Hitler"

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Eine NPD-Kundgebung im Sommer 2013: Um die Stimmung aufzuheizen, lassen die Rechtsextremen den SPD-Kommunalpolitiker Patrick Dahlemann ans Mikrofon. Der hält rund fünf Minuten eine bewegende Rede gegen Rechts, begleitet von Pfiffen und Buhrufen der Rechtsextremisten. Monate später, am 6. Jänner 2014, stellt Dahlemann das Video auf Youtube, wo es binnen kurzer Zeit viral wird und mehr als 200.000 Klicks generiert.

Kurz darauf verschwindet der Clip von der zu Google gehörigen Videoplattform. Begründet wird dies mit Urheberrechtsverletzungen: Dahlemann hatte in seinem Film Material verwendet, das NPD-Mitarbeiter gedreht hatten. Auch wenn darauf Dahlemann selbst zu sehen war, liegt das Urheberrecht in diesem Fall beim Filmenden.

Werbung vor solchen Videos "kann passieren"

Während YouTube bei Urheberrechtsverletzungen oft schnell reagiert, zeigt sich die Plattform bei rechtsextremen Videos teilweise erstaunlich tolerant. So finden sich auf Youtube unzählige Nazi-Videos, unter anderem werden dort antisemitische  Hetzfilme wie "Jud Süß" oder "Der ewige Jude" unkommentiert angeboten. Bei einigen Videos werden vor dem Abspielen Werbefilme abgespielt, die die Kasse von Google füllen. Mounira Latrache, Youtube-Sprecherin zum WebStandard: "Dass Werbung vor solchen Videos geschaltet wird, kann manchmal passieren. Dies sollte gemeldet werden, dann wird die Werbung von diesen Videos sofort entfernt."

Posting auf Youtube: "haut de scheiß turbanträger ins klo"

Neonazis und andere Rechtsextremisten haben es sich schon seit Jahren auf Youtube wohlig eingerichtet. Kritiker verweisen in diesem Zusammenhang oft darauf, dass Google pornografische Inhalte auf Youtube scheinbar problemlos filtern und ausblenden kann. Warum dies nicht bei rechtsextremen Videos passiere, sei verwunderlich. Gegenstand der Kritik seien neben NS-Propagandafilmen wie "Hitlerjunge Quex" (unter anderem hochgeladen vom YouTube-Nutzer "Joseph Goebbels)" vor allem aktuelle rechtsextremistische Musikvideos.  So ist zum Beispiel das gesamte „L-Kaida“-Album der NPD-nahen Band "Die Lunikoff-Verschwörung" (bestehend aus Teilen der berüchtigten Neonazi-Combo "Landser") das in Deutschland indiziert ist, auf YouTube verfügbar. Das gleiche gilt für Lieder der "Lustigen Zillertaler", früher unter dem Namen "Die Zillertaler Türkenjäger" aktiv. Garniert werden die Clips mit deftigen Kommentaren wie beispielsweise "88 mein weißer Bruder" oder "haut die scheiss turban träger ins klo wo se herkommen das scheiß pack."

Google: "Wir vertrauen auf unsere Community"

Seitens der Videoplattform heißt es auf Anfrage des Webstandard, dass "der Zugang zu Informationen die Grundlage einer freien Gesellschaft" bilde. YouTube helfe nun bei der Verbreitung von Wissen und gebe Menschen die Möglichkeit, sich selbst auszudrücken. Bei Urheberrechtsverletzungen werden Inhalte, etwa MP3-Dateien, mit einer "Content-ID" belegt. Lädt ein User diese Datei erneut hoch, wird sie weiter gesperrt. Für rechtsextreme lnhalte lehnt Google dies ab, da "der Kontext des Ganzen" entscheidend sei. Man gehe grundsätzlich "davon aus, dass der Inhalt in Ordnung ist" und prüfe erst bei Meldungen durch User: "Wir vertrauen auf unsere Community". Zudem arbeite man an verbesserter Technologie, um die Sperrung von meldepflichtigem Content zu beschleunigen. Prinzipiell engagiere sich Google natürlich gegen Rechtsextremismus, der Internetriese unterstützt einige Initiativen gegen Rechts.

Video im Netz

Das Video des SPD-Politikers Dahlemann tauchte indes seit der Sperrung immer wieder auf YouTube auf. So wurde es beispielsweise spiegelverkehrt hochgeladen, um die Content-ID auszutricksen.  (fas/sum,  derstandard.at, 20.1.2014)