Bild nicht mehr verfügbar.

Aufnahmen vom 20. Jänner 2014: Fischer haben die Delfine eingekreist.

Foto: REUTERS/Adrian Mylne

Tokio - Alljährlich machen Fischer in Japan Jagd auf Tausende Delfine. In der Lagune nahe des kleinen Walfangstädtchens Taiji etwa 700 Kilometer südlich von Tokio sortieren Tiertrainer die schönsten Exemplare im Auftrag von Delfinarien im In- und Ausland aus. Danach beginnt ein bestialisches Gemetzel. Der Rest wird geschlachtet. Der US-amerikanische Taucher und Unterwasser-Fotograf Louie Psihoyos hat das Schlachten vor Jahren mit versteckten Kameras gefilmt und in seinem mit dem "Oscar" gekrönten Film "Die Bucht" dokumentiert. Die Bilder sorgten für weltweite Empörung: Gestoppt wurde die Jagd auf die Delfine jedoch nicht.

Artenschützer berichten, dass die Zahl der gejagten Delfine und Kleinwale in den vergangenen zehn Jahren um 83 Prozent zurückgegangen sei - von 18.369 auf 3.104 Tiere. Ein Trend, den die Regierung bestätigt. Als Grund für den Rückgang führt sie die Tsunami-Katastrophe vom 11. März 2011 an, bei der viele Fischer ihre Boote verloren. Die Artenschutzorganisation Pro Wildlife vermutet dagegen, dass jüngere Japaner um die Belastung des Fleisches der Delfine mit Giftstoffen wissen und es kaum noch verzehren.

Lukratives Geschäft mit Lebendfang

Allerdings wird in Japan ohnehin wenig Wal- oder Delfinfleisch gegessen. Dennoch geht die Jagd weiter: Zum einen sehen die Jäger Delfine als Konkurrenten an, da sie Fisch fressen. Zum anderen aber lockt das Geschäft mit Lebendtieren. Je mehr zusammengetrieben werden, desto höher ist die Chance, besonders schöne Exemplare zu finden.

Denn Pro Wildlife zufolge werden immer mehr Delfine und Kleinwale lebend gefangen, um sie für Tausende Dollar pro Tier an Delfinarien in Japan, China, der Türkei, Thailand oder Mexiko zu verkaufen. Für die in Japan an der Jagd beteiligten Fischer ein lukratives Geschäft: Waren es 2002 noch 19 lebende Tiere, habe der Lebendfang 2010 mit 213 Tieren seinen bisherigen Höhepunkt erreicht, berichtet Pro Wildlife.

Augenzeugenberichten zufolge haben die Delfinjäger von Taiji in diesen Tagen erneut mehr als 250 der Meeressäuger zusammengetrieben, darunter auch viele Jungtiere. Auf Facebook mobilisiert der wohl bekannteste Gegner der japanischen Delfinjäger, der Amerikaner Richard O'Barry, seit Jahren Widerstand gegen das Treiben in Taiji. O'Barry war in den 60er-Jahren Trainer der Delfine für die TV-Serie "Flipper", seit 1970 aber kämpft er unermüdlich für den Schutz der Meeressäuger. Die Delfin-Industrie unterstütze die Treibjagd, indem sie die Fischer für ihr schlimmes Verhalten entlohne, kritisierte O'Barry während einem seiner jährlichen Aufenthalte in Taiji.

Nun haben die Gegner der Jagd prominente Verstärkung bekommen: Auch die neue US-Botschafterin in Japan, Caroline Kennedy, übte auf Twitter Kritik an der "Unmenschlichkeit" den Delfintötungen. (jus/APA, derStandard.at, 20.1.2014)