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Lisa Theresa Hauser (l.) in Staffel-Aktion.

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Reith/Wien - Es kommt immer wieder vor, dass die 20-jährige Lisa Theresa Hauser sagt: "Verschossen habe ich." Und das hat dann für eine Biathletin Folgen, sie fällt zurück. In Antholz wurde die Tirolerin am Wochenende 46. Da sie im Weltcup auf Platz 58 liegt, hielt sich die Dramatik in Grenzen. "Ich bin ja noch jung und unerfahren. Meine Zeit kommt noch."

Sie hat als Kind mit dem Langlauf begonnen. Dabei ist sie familiär diesbezüglich völlig unbelastet, die Hausers kommen aus Reith bei Kitzbühel, sind maximal Freizeitsportler. Normalerweise bezwingen Einheimische lieber die Streif, aber Lisa hatte schon in der Volksschule drei Freundinnen, die sich auf die Loipe konzentriert haben. "Wir hatten viel Spaß." Der Ehrgeiz der Freundinnen ist im Laufe der Jahre abhandengekommen, ihr Humor ging quasi verloren. Lisa zog alleine Spuren. Masochistisch veranlagt war sie nie, auch suchte sie nicht die Einsamkeit des Waldes, um von der Welt eine Ruhe zu haben. "Ich bin total kontaktfreudig, ich liebe es, wenn wir daheim Besuch bekommen." Allerdings liebt sie es auch, "mich auszupowern, ans Limit zu gehen".

Fasziniert vom Biathlon

Sie wechselte nach der Pflichtschule ins Skigymnasium Saalfelden. Frau Sandra Flunger ist an Lisa herangetreten und hat gefragt: "Willst du nicht zu uns kommen?" Frau Flunger ist Biathlontrainerin beim österreichischen Skiverband. Und Lisa Hauser kam, sie überlegte maximal kurz. "Ich sah das als Bereicherung, als Abwechslung, als Ergänzung. Außerdem hat mich Biathlon im Fernsehen immer schon fasziniert. Vor allem Magdalena Neuner."

2011 hielt Hauser zum ersten Mal ein Gewehr in der Hand, zu ihrer Verblüffung konnte sie mit dem Ding sehr gut umgehen. "Ich habe sofort die Scheiben getroffen. Erstaunlich. Aber es dauert, bis die Automatismen funktionieren. Man vergisst am Anfang, das Visier einzustellen." Lisa Hauser gewinnt Medaillen bei den Junioren. Mittlerweile hat sie maturiert, das macht frei für den Spitzensport. Sie ist beim Bundesheer angestellt und somit finanziell abgesichert. "Was ich später einmal machen werde, überlege ich mir später. Jetzt ist Biathlon."

Ab 7. Februar ist Sotschi. Für Hauser sind es logischerweise die ersten Olympischen Spiele, sie bestreitet sie nach dem wunderbaren Grundsatz ",Dabei sein ist alles.' Ich will Erfahrungen sammeln." Drei bis fünf weitere Spiele könnten ja folgen. "Wichtig ist, gesund zu bleiben."

Perfekter Tag

Hauser nimmt voraussichtlich an fünf Bewerben teil (dreimal solo, gemischte Staffel, Damenstaffel). Im Einzel wäre ein Platz in den Top 30 "wunderbar". Sie wird die Eröffnungszeremonie verfolgen und genießen, möchte, sofern es die Zeit erlaubt, andere Sportler kennenlerne. "Die Biathleten kenne ich ja schon." Die Diskussion über die Situation in Russland, die Diskriminierung Homosexueller, verfolge sie via Medien. "Natürlich ist es schlimm, wenn Menschen nicht so leben können, wie sie wollen. Aber ich bin keine Politikerin."

Lisa Theresa Hauser ist Biathletin. Seit drei Jahren. "Manchmal", sagt sie, "verschieße ich noch. Ich bin jung, mir wird ein Potenzial fürs Podest bescheinigt. Es liegt also an mir. Irgendwann, wenn alles passt und der Tag perfekt ist, werde ich oben stehen." Das wäre dann quasi ein Volltreffer. "Die Freunde und Verwandten würden uns in Reith besuchen." (Christian Hackl, DER STANDARD, 20.1.2014)