Frauen wären als Personenschützer nachgefragt, in der Praxis melden sich aber nur Männer.

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Wien - Kein Ball, keine Veranstaltung, kein Konzert und kein Fußballspiel geht mittlerweile ohne Securitypersonal. Derzeit gibt es in Österreich rund 400 Bewachungsunternehmen mit der entsprechenden Gewerbeberechtigung.

Die Befugnisse der Bewacher sind sehr begrenzt: Sie dürfen nur das, "was jeder andere Bürger auch darf plus der jeweiligen Hausordnung", sagt Alexandar Kollaritsch, Geschäftsführer von 4mation, einer Event- und Security-Consulting-Gesellschaft. Eine eigene Ausbildung ist für die Bewacher nicht vorgeschrieben, daher schult 4mation seine Mitarbeiter selbst. Die hohe Fluktuation führt Kollaritsch auch darauf zurück, dass Mitbewerber häufig mit Langzeitarbeitslosen arbeiten, die ein halbes Jahr angestellt werden, um vom Arbeitsmarktservice eine Förderung zu bekommen. Danach werden die Mitarbeiter wieder gekündigt. Der Verdienst ist nicht üppig: Neueinsteiger bekommen 7,90 Euro brutto pro Stunde.

Anders als bei Firmenfeiern, wo es mit den Gästen großteils keine Probleme gibt, haben die Bewacher bei Großveranstaltungen oft viel zu tun: Da versuchen Leute mit gefälschten Eintrittskarten oder ohne Akkreditierung Zutritt zu bekommen. Bei den Clubbings sind es Betrunkene oder Personen, denen der Zugang verweigert wird, die Schwierigkeiten machen. Immer wieder komme es vor, dass Fluchtwege versperrt bzw. verstellt sind oder behördlich vorgegebene Besucherzahlen nicht eingehalten werden.

Eine große Herausforderung sei das jährliche Sommernachtskonzert Schönbrunn. 4mation ist dort mit 230 Mitarbeitern vor Ort. Anders als bei Stadien, wo jeder Fluchtweg vorgegeben sei, wisse man bei diesem kostenlosen Freiluftkonzert der Wiener Philharmoniker nicht, wie viele Menschen kommen. Es gibt keine Eintrittskarten, und das Wetter ist immer die größte Unbekannte.

250 Detektive

Die Bewachung ist nur ein Teil des Sicherheitsgewerbes. Die Berufsdetektive gehören ebenso dazu. Und in fast keinem anderen Land Europas sind die Befugnisse der Berufsdetektive so groß wie in Österreich, weiß Markus Schwaiger, Chef von MSI, einem staatlich konzessionierten Detektivunternehmen. In Deutschland dürfen die Privatdetektive, wie sie dort heißen, in "Ehe-Geschichten" ermitteln und sonst fast nichts. In Österreich dürfen die Berufsdetektive bei Straftatbeständen ermitteln, in Kaufhäusern eingesetzt werden, Personen schützen, Abhörschutz (Wanzen suchen) betreiben oder Videoüberwachung veranlassen. Vorausgesetzt man ist dazu legitimiert, dürfen auch Waffen geführt werden.

In Österreich sind laut Schwaiger, der auch in der Europäischen Detektivakademie Eurodet unterrichtet, 250 Detektive mit Gewerbeschein registriert.

Dem MSI-Chef ist aus seiner jahrelangen Erfahrung nichts Menschliches mehr fremd: Während vor 30 Jahren das klassische Detektivgeschäft im Verfolgen von vermeintlich betrügenden Eheleuten bestand, sind es heute nur noch rund 20 Prozent. Der überwiegende Rest des Detektivgeschäfts bestünde im Aufspüren von Betrügern, Kriminellen und Dieben, berichtet Schwaiger.

Anders als vermutet zählen die Versicherungen nicht zu den häufigsten Kunden des Gewerbes. Schwaiger: "Die Versicherungen zahlen gerne, statt einem Hinweis etwa über organisierte Autodiebstähle nachzugehen, wird bezahlt. Und wenn nicht bezahlt wird, lassen sie sich klagen."

Angehörige beauftragen Detektive oft, wenn es darum geht, Beweise zu bringen, um bei Gericht ein Wiederaufnahmeverfahren zu erwirken. In einem Fall wurde ein Mann zweimal wegen Stalkings verurteilt. Mittels IT-Forensik sei es schließlich gelungen, den richtigen Täter zu präsentieren, erzählt Schwaiger.

Klischees, wonach häufig mittellose Menschen zu Betrügern oder Kriminellen werden, widerlegt Schwaiger: "Es gehen Kinder oder Leute im Pelzmantel klauen." Genauso wie zwei Drittel aller Kaufhausdiebe aus den Reihen der eigenen Mitarbeiter kämen.

Die Detektive seien übrigens nicht verpflichtet, Anzeige zu erstatten. In neun von zehn Fällen von Wirtschaftskriminalität werde auch nicht angezeigt: "Die Täter bekommen einen goldenen Handshake im Tausch gegen eine Verschwiegenheitserklärung."

Seit zehn Jahren ist Schwaiger auch in der Detektivausbildung (zu ihnen gehören auch die Personenschützer) aktiv. Die Schulung organisiert ein Verein und dauert rund 200 Stunden. Jährlich werden etwa 40 Personen ausgebildet. Die Verhörtechnik bei Eurodet unterrichtet übrigens der ehemalige Chef des Wiener Sicherheitsbüros, Maximilian Edelbacher.

Frauen gefragt

Personenschützer seien fast ausschließlich bei den Schutzpersonen angestellt; häufig bei Botschaften, weil in der Botschaft zwar eigenes Personal (oft Militär) eingesetzt werden kann, aber außerhalb der Botschaft primär nur österreichische Personenschützer tätig sein dürfen. Personenschützer sind "fast nur Männer", klagt Schwaiger. Gefragt wären aber Frauen - die seien unauffälliger, gerade wenn es darum gehe, Kinder zu schützen. (Claudia Ruff, DER STANDARD, 20.1.2014)