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Laut Umfragen sind die Befürworter der Unabhängigkeit derzeit in der Minderheit. Entschieden wird beim Referendum im September.

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Mit Verweisen auf Großbritanniens weltweit etablierten Status und Warnungen vor komplizierten Neuverhandlungen hat sich Außenminister William Hague in die Debatte um Schottlands angestrebte Unabhängigkeit eingeschaltet. Ein Neubeginn als souveräner Staat werde die 5,3 Millionen Bewohner des britischen Nordens viel Einfluss und Geld kosten, heißt es in einer Analyse, die der Konservative Freitag vorstellte. Der erklärte EU-Skeptiker beschwor vor allem die negativen Folgen in Bezug auf den Brüsseler Klub: Unabhängigkeit bedeute "für weniger Leistungen mehr bezahlen" , sagte Hague in Glasgow.

Die in Edinburgh regierende Nationalistenpartei SNP unter Ministerpräsident Alex Salmond ruft im September an die Urnen. Bisher legen die Umfragen eine solide Mehrheit für den Verbleib bei Großbritannien nahe: 45 bis 48 Prozent der Schotten würden gegen die Unabhängigkeit stimmen, 30 bis 35 Prozent dafür.

In der 113-seitigen Analyse des Londoner Foreign Office (FCO) heißt es unter anderem, die zukünftige EU-Mitgliedschaft sei keineswegs unkompliziert: "Schottland wäre ein gänzlich neuer Staat."  Deshalb müsse sich das Land den normalen, jahrelangen Prozeduren für die Aufnahme in den 28er-Klub stellen. Eine "Teilung"  des Briten-Rabatts, wie von Salmond gewünscht, werde es nicht geben, glauben die FCO-Experten. Insgesamt müssten die Schotten mit höheren Zahlungen rechnen, die je nach Verhandlungsausgang über sieben Jahre zwischen 2,2 und 4,3 Milliarden Euro ausmachen würden.

Mögliche Trotzreaktion

Das Hague-Papier rührt an ein den Nationalisten unangenehmes Thema. Salmond hatte lange den Eindruck erweckt, seine Provinz werde in Brüssel mit offenen Armen empfangen. Andererseits könnten Angstparolen englischer Politiker beim schottischen Wahlvolk eine Trotzreaktion hervorrufen. Salmonds Stellvertreterin Nicola Sturgeon nannte die konservativen Pläne für ein EU-Referendum 2017 die eigentliche Bedrohung für Schottlands Status: "Wir könnten gegen unseren Willen zum Austritt gezwungen werden."  (Sebastian Borger aus London /DER STANDARD, 18.1.2014)