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Hotelierpräsidentin Michaela Reitterer sieht schwere Zeiten auf die Branche zukommen, was die Verfügbarkeit gut qualifizierter Mitarbeiter betrifft. Ganzjährige Beschäftigung sei ein großes Thema.

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STANDARD: Hotels ohne Mitarbeiter - Traum oder eine spinnerte Idee?

Reitterer: Dass es Flying Waiters gibt - Drohnen, die durch das Haus fliegen -, mag ein Konzept sein, das für ein, zwei Hotels "spacig" ist. Letztendlich werden Computer oder Drohnen Mitarbeiter aber niemals substituieren können.

STANDARD: Wie wollen Sie künftig Servierkräfte, Köche und Köchinnen rekrutieren, wenn es schon jetzt so schwer geht?

Reitterer: Es muss uns gelingen, das Image des Tourismus zu heben. Wer den Job gern macht, für den ist das eine tolle Branche. Es gibt viele internationale Karrieremöglichkeiten. Wer sich beispielsweise mit einer österreichischen Tourismusausbildung irgendwo im Ausland bewirbt, hat den Job so gut wie sicher. Das ist ein Qualitätsmerkmal ...

STANDARD: ... das Ihnen aber bei der Füllung der Lücken in Österreich nicht hilft.

Reitterer: Irgendwann kommen sie wieder zurück, haben die Welt gesehen, Erfahrungen gesammelt und können das bei uns anwenden. In keiner anderen Branche kann man so schnell Karriere machen wie in der Hotellerie.

STANDARD: Andererseits gibt es auch keine andere Branche, wo die Verweildauer so kurz ist. Warum?

Reitterer: Das ist ein gesellschaftliches Phänomen. Wenn ich mir Bewerbungen von Leuten ansehe, die aus anderen Branchen in die Hotellerie wechseln, verweilen die auch dort nicht mehr so lange. Die Zeiten, wo jemand ohne Unterbrechung zehn Jahre in einem Unternehmen gearbeitet hat, haben sich grundlegend geändert. Die Statistik ist darüber hinaus nur bedingt aussagekräftig. Da spielen auch die Saisonbetriebe mit hinein, wo die Leute nach sechs Monaten abgemeldet und dann wieder angemeldet werden.

STANDARD: Die geburtenstarken Jahrgänge marschieren Richtung Pension, der Kampf um Arbeitskräfte wird noch härter. Wie will die Branche diesen Kampf gewinnen?

Reitterer: Das wird eine der Herausforderungen der kommenden Jahre. Wir müssen Stimmung erzeugen, junge Menschen begeistern für die Hotellerie und ihnen auch Wege zeigen, die sie beschreiten können, sie auch in ihren Visionen unterstützen. Der "War for Talents" wird heftig werden, dessen sind wir uns bewusst.

STANDARD: Front-Office-Dienstleister wie Banken oder Versicherungen werben mit besseren Verdienstmöglichkeiten und geregelten Arbeitszeiten. Was können Sie dem entgegensetzen?

Reitterer: Es stimmt, diese Branchen greifen sehr gerne auf von uns ausgebildete Mitarbeiter zurück. Kein Wunder, sie haben den richtigen Umgang mit Leuten gelernt, sind flexibel und, und, und. Es gibt aber auch viele, die wieder in die Branche zurückwechseln. Das ist keine Einbahnstraße mehr.

STANDARD: Wie viel Prozent Ihrer Mitgliedsbetriebe haben erkannt, wie wichtig zufriedene Mitarbeiter gerade für den Erfolg eines Hotels sind?

Reitterer: Die ganz große Mehrheit ist sich dessen bewusst. Es gibt ja nichts Aufwändigeres, als jede Saison neue Mitarbeiter suchen zu müssen. Deshalb gehen viele Hotels den Weg einer Ganzjahresbeschäftigung, indem sie die Saisonen ausweiten, um die Mitarbeiter zu halten. Das Thema 365 Tage Arbeit im Tourismus wird aber von der Politik nicht gerade unterstützt - aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen. (Günther Strobl, DER STANDARD, 18./19.1.2014)