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"Hospitalisierungen durch Keuchhusten betreffen besonders die Säuglinge und die hoch Betagten", sagt Ursula Wiedermann-Schmidt, Leiterin des Instituts für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der MedUni Wien.

Ein neuer Impfplan für Mädchen und Buben gegen HPV und eine große Kampagne für die Masernimpfung ruft derzeit in Österreich Impf-Gegner und -Befürworter auf den Plan. Rund um diese Diskussion meldet sich nun auch die Leiterin des Instituts für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der MedUni Wien, Ursula-Wiedermann-Schmidt, zu Wort, die vor einer Renaissance des Keuchhustens (Pertussis) warnt.

"Auffällig ist, dass in den vergangenen Jahren - etwa ab 2008/2009 - ein Anstieg der Fälle an Keuchhusten zu bemerken ist. Das ist auch bei den Spitalsaufnahmen zu sehen", so die Medizinerin. Im Rahmen einer Labor-Immunologiestudie seien - abgesehen von den Erkrankungsfällen bei Säuglingen - zwei Altersgipfel mit der größten Häufigkeit festgestellt worden: bei den Sieben- bis 15-Jährigen sowie bei den 60- bis 80-Jährigen. "Hospitalisierungen durch Keuchhusten betreffen besonders die Säuglinge und die hoch Betagten. In diesen beiden Gruppen kommt es auch zu den Todesfällen," betont Ursula Wiedermann-Schmidt.

Pertussis ist eine ausgesprochen unangenehme bakterielle Infektion. Die schweren und wochenlangen Symptome können bei Säuglingen bis zur Notwendigkeit der künstlichen Beatmung führen. Auch Senioren leiden mitunter schwer. Bei Kleinkindern heißt es oft für die gesamte Familie und viele Tage hinweg "Nachtwache" - vor allem wegen der quälenden, wochenlang bestehenden Hustenanfälle. Eine Antibiotikatherapie hilft meist nur schlecht gegen die Symptome.

Mehrere Gründe vermutet

Die Gründe für den Anstieg der Erkrankungsfälle sind offenbar mehrfaktoriell: "Wir sehen in Österreich zum Beispiel in den Bundesländern sehr unterschiedliche Durchimpfungsraten. Wir würden mehr als 90 Prozent benötigen, damit wir auf einen Herdenschutz auch für die Nicht-Geimpften kommen", gibt Wiedermann-Schmidt zu bedenken. Eine bessere Durchimpfung sollte aber auch nicht nur Kleinkinder, sondern vor allem auch die Schulkinder und die älteren Kohorten betreffen.

Ein weiterer Grund für den registrierten Anstieg der Pertussis-Fälle könnte auch in einer besseren, mitunter aber auch noch immer von Labor zu Labor unterschiedlichen Diagnostik liegen.

Die Zunahme der Erkankungen kann aber auch als internationales Phänomen interpretiert werden. Deshalb vermuten die Experten zusätzlich noch eine andere Ursache: "Bei dem derzeit verwendeten azellulären Pertussis-Impfstoff sieht man ein Nachlassen der Antikörper-Konzentration im Blut nach fünf bis sechs Jahren. In Österreich hat eine Studie gezeigt, dass 72 Prozent der untersuchten Kinder im Alter zwischen vier bis acht Jahren (nach Grundimmunisierung im Säuglingsalter; Anm.) keinen entsprechenden Impfschutz mehr aufweisen. Daher wurde im Österreichischen Impfplan die erste empfohlene Auffrischungs-Impfung vom neunten auf das sechste Lebensjahr vorgezogen", so Wiedermann-Schmidt. (APA/red, derStandard.at, 17.1.2014)