Bild nicht mehr verfügbar.

"Der langfristige hohe Konsum von rotem Fleisch erhöhe das Risiko, an Dickdarmkrebs zu erkranken um etwa 20 bis 30 Prozent", ist der Virologe und Nobelpreisträger Harald zur Hausen überzeugt.

Foto: APA/dpa/Jens Kalaene

Heidelberg - In den meisten westlichen Industriestaaten ist der Tabakkonsum als Hauptrisikofaktor für Krebs seit Jahren rückläufig. Andere Risikofaktoren - wie etwa Übergewicht oder Adipositas - nehmen hingegen zu. "Es könnte durchaus sein, dass der Faktor Übergewicht und Fehlernährung in diese Lücke stößt", meint der Obmann des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) Otmar Wiestler dazu.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO klassifiziert Übergewicht und Fettleibigkeit als weltweite Epidemie. 1,4 Milliarden Erwachsene gelten als übergewichtig, ein Drittel davon als fettleibig. Im Vorfeld des Weltkrebstages am 4. Februar warnt Mediziner Wiestler: "Wir haben immer mehr Hinweise dafür, dass unser westlicher Lebensstil mit Überernährung, Übergewicht und Stoffwechselstörungen zu einer erheblichen Zunahme von Krebserkrankungen führt. Der Zusammenhang ist relativ klar für Krebserkrankungen im Magen-Darm-Bereich. Aber auch für Brustkrebs, Prostata- und Bauchspeicheldrüsenkrebs scheint das so zu sein", sagt Wiestler.

Ernährungsumstellung notwendig

Laut DKFZ wird immer deutlicher, dass Ernährungsgewohnheiten erheblich an der Entstehung von Krebs beteiligt sind. Ihr Anteil daran soll bei schätzungsweise 20 bis 42 Prozent liegen. Es ist das "Warum", das die Krebsforscher derzeit zu klären versuchen.

"Wenn man den Zusammenhang zwischen Ernährung und Krebs versteht, kann man auch Möglichkeiten entwickeln, gezielt einzugreifen", ist Wiestler überzeugt. Es gehe darum, Menschen dazu zu bringen, sich faser- und ballaststoffreich zu ernähren, viel Obst und Gemüse zu sich zu nehmen - und möglichst wenig gezuckerte und fettreiche Lebensmittel. Gesunde Ernährung könne helfen, das Krebsrisiko zu reduzieren - indem etwa Übergewicht gar nicht erst entsteht.

Möglicher Risikofaktor: Rinderfleischkonsum

Dem ursächlichen Zusammenhang zwischen Ernährung und Krebs auf den Grund gehen will auch der Virologe und Nobelpreisträger Harald zur Hausen. Er erforscht, wie der Verzehr von rotem Fleisch mit Infektionen und Darmkrebs zusammenhängt. "Der langfristige hohe Konsum von rotem Fleisch erhöhe das Risiko, an Dickdarmkrebs zu erkranken um etwa 20 bis 30 Prozent", so der Wissenschaftler. Schließlich sei Darmkrebs in vielen Ländern sehr häufig, während er woanders vergleichsweise selten auftrete: "Auffallend ist, dass in jenen Ländern, wo Darmkrebs selten vorkommt, kaum Rindfleisch gegessen wird", untermauert der Virologe seine These.

Zur Hausen will nun die Frage klären, ob dabei Viren spezifischer Rinder aus Europa und Asien eine Rolle spielen könnten - mögliche Krankheitserreger, die der Mensch aufnimmt, wenn er rohes oder kaum durchgebratenes Fleisch isst. Diese Viren seien dann möglicherweise immer noch aktiv. "Ob sie allerdings beim Menschen zu Infektionen führen, können wir noch nicht klar sagen." Der Forscher betont zwar, dass er bereits eine Reihe von in Frage kommenden Viren isolieren konnte, doch ob sie wirklich an der Entstehung von Krebs beteiligt sind, sei bislang aber noch ungeklärt. (APA/red, derStandard.at, 17.1.2014)