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Bernie Ecclestone hat bisher jeden Verdacht von sich gewiesen. In München muss der Brite nun vor den Richter treten. Dort stand er 2011 bereits - allerdings als Zeuge.

Foto: Reuters/Jörg Koch

München - Bernie Ecclestone muss sich nun auch in Deutschland wegen des millionenschweren Verkaufs der Formel 1 vor Gericht verantworten. Das Landgericht München hat die Anklage der Staatsanwaltschaft wegen Korruptionsverdachts gegen den 83-jährigen Briten zugelassen.

Ecclestone muss in dem Strafprozess, der voraussichtlich Ende April startet, als Angeklagter auch persönlich erscheinen. Im Fall einer Verurteilung drohen bis zu zehn Jahre Haft. Was dann mit der Formel 1 passieren würde, ist offen. Ein potenzieller Nachfolger für den Engländer, der Ende der 1970er-Jahre die Vermarktungs- und TV-Rechte gekauft hatte, steht nicht fest. Trotz Prozesses wird Ecclestone das Tagesgeschäft weiterhin leiten. Von seinem Vorstandsposten der Formel-1-Holding trat der Brite aber zurück.

Im Prozess geht es um den Verkauf der Formel-1-Anteile der BayernLB im Jahr 2006. Damals kassierte Ecclestone von dem zuständigen Bankvorstand Gerhard Gribkowsky 66 Millionen Dollar (48,51 Mio. Euro) Provision. Dem deutschen Banker soll der britische Formel-1-Boss dann wiederum 44 Mio. Dollar (32,34 Mio. Euro) heimlich zurückgegeben haben, damit dieser den Verkauf der Formel 1 in seinem Sinne regelte. 2012 wurde Gribkowsky vom Münchner Landgericht zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt. Bei der Urteilsverkündung hatte der vorsitzende Richter Peter Noll gesagt, Ecclestone habe den Banker "ins Verbrechen geführt". Auch die Entscheidung über die Anklage gegen Ecclestone lag bei Nolls Kammer. Ecclestone hat die Bestechungsvorwürfe stets bestritten. Er versicherte immer, "nichts Illegales" getan zu haben.

In einem Zivilprozess in London, in dem sich Ecclestone seit Ende Oktober vergangenen Jahres verantworten muss, hatte er die Zahlungen an Gribkowsky zugegeben, wie früher aber darauf beharrt, dass dieser ihn unter Druck gesetzt habe. "Ich habe Dr. Gribkowsky bezahlt, weil er sagte, er würde mich mit Blick auf Steuerregelungen unserer Familien-Stiftung erpressen ... was sehr teuer geworden wäre", sagte Ecclestone.

Das Vermögen von Ecclestone wird auf knapp zwei Milliarden Euro geschätzt. Doch Geld, Macht und Erfolg bedeuten dem Briten nach eigener Aussage "nichts, null, gar nichts".

Geschäftstüchtig war der Formel-1-Zampano, der 2000 das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich erhielt, schon im Kindergarten. "Ich habe schon früh mit allem gedealt und gehandelt, was mir nur in die Finger kam", betonte Ecclestone. "Zuerst Kaugummi gegen Radiergummi, dann Farbstifte gegen Schulhefte, später Fahrradpumpen gegen Fußbälle." Ich habe immer alles verkauft oder getauscht." (dpa, (DER STANDARD, 17.1.2014)