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Über soziale Netze wird viel "Unglaubliches" verbreitet, das sich dann nicht mehr so schnell aus der Welt bringen lässt.

Foto: dpa/Stratenschulte

Am 4. Juli 2011 wurde der Twitter-Account von Fox-News gehackt - kurz darauf erschien auf dem Kurznachrichtendienst die Meldung, US-Präsident Obama sei bei einem Attentat getötet worden. Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer weltweit. Soziale Medien eröffnen neue Wege der Wissensvermittlung und erlauben schnelle Kommunikation von Nachrichten unter den vernetzten Teilnehmern. Doch ebenso können über sie in Sekundenschnelle Falschmeldungen und Gerüchte in Umlauf gebracht werden.

Wenn aus Mücken Elefanten werden

"Da wird aus einer Mücke rasch auch mal ein Elefant - oder aus einem Nieser die Angst vor einer globalen Pandemie", skizziert Arno Scharl von der Modul-Universität Wien die Ausgangslage für das EU-Projekt Pheme. Forscher aus sieben Ländern arbeiten dabei an einer Methode, die Vertrauenswürdigkeit von Social-Media-Inhalten besser beurteilen zu können, damit Regierungen und Unternehmen im Einzelfall rasch auf solche als "Meme" bekannten Themen reagieren können.

Das Wissenschafter-Team konzentriert sich dabei auf die Identifikation von vier Arten fragwürdiger Wahrheiten oder Gerüchte: Spekulation, Kontroverse, Missinformation und Desinformation. Da die Qualität einer Nachricht von ihrem sozialen Kontext abhängt, ist es aber zunächst schwer, automatisch zu erfassen und zu interpretieren, in welche dieser Kategorien sie fällt. Deshalb wurde ein interdisziplinärer Ansatz gewählt.

Interdisziplinärer Ansatz

Zunächst wird ein Dokument auf lexikalische, semantische und syntaktische Informationen hin untersucht. Diese werden vernetzt mit Datenquellen, die als besonders vertrauenswürdig gelten. Für medizinische Informationen nutzen die Forscher beispielsweise PubMed, die größte Online-Datenbank für medizinische Originalpublikationen. Anschließend analysieren sie die Art der Verbreitung - wer erhält welche Information, und wie und wann wird diese an wen weitergesendet?

Zwei Praxistests

Wie praxistauglich die Ergebnisse sind, soll schließlich in zwei Fallstudien herausgefunden werden. Zum einen wird im Bereich medizinischer Informationssysteme die sogenannte "Rumour Intelligence" erprobt - also die Fähigkeit, Gerüchte etwa über den Ausbruch einer hochansteckenden Krankheit und deren Verbreitung frühzeitig zu identifizieren. Zum anderen gibt es eine Kooperation mit der britischen BBC und dem Südwestrundfunk, um für den Bereich des digitalen Journalismus die Glaubwürdigkeit nutzergenerierter Inhalte zu verifizieren. (kat, derStandard.at, 19.1.2014)