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Grafik: APA

Wien - Steigende Arbeitslosigkeit bei unverändert hoher Steuerbelastung dürfte heuer wieder für Hochkonjunktur beim Pfusch sorgen. Die Schattenwirtschaft werde nach einigen Jahren mit Rückgängen wieder zulegen, erwartet der auf das Thema spezialisierte Linzer Universitätsprofessor Friedrich Schneider.

Der Anteil der Schattenwirtschaft an der gesamten Wirtschaftsleistung (BIP) wird nach seiner Einschätzung von 7,52 Prozent im Vorjahr auf 7,84 Prozent zulegen. In absoluten Beträgen entspricht das einem Plus von 1,1 Mrd. Euro auf 20,43 Mrd. Euro (plus 5,75 Prozent). Schneider fordert deshalb Anreize, Arbeit offiziell zu leisten.

Im langjährigen Vergleich ist das allerdings nicht sehr viel, denn Anfang des Jahrtausends schätzte Scheider den Wert der Schattenwirtschaft sechs Jahre lang auf mehr als zehn Prozent des BIP mit einem Höchststand von elf Prozent im Jahr 2004. Seither ist mit Ausnahme von 2009 der Anteil jedes Jahr zurückgegangen.

Schwararbeit für viele Kavaliersdelikt

Für die Österreicher ist Pfusch weiter ein Kavaliersdelikt, zeigt eine von Schneider in Auftrag gegebene Umfrage vom Oktober/November des Vorjahres. 56 Prozent zeigten dafür Verständnis, 34 Prozent sind auch selber bereit, schwarz zu arbeiten. Von 1998 bis 2006 haben allerdings sogar 62 Prozent der Befragten Schwarzarbeit als akzeptabel eingeschätzt.

Elektroarbeiten, Autoreparaturen, Schönheitspflege und Massagen sowie weitere Tätigkeiten rund um Haus und Garten und die Nachhilfe stehen beim Pfusch besonders hoch im Kurs. Knapp ein Drittel der Österreicher würde eine Pflegekraft ohne Anmeldung einstellen. Aber "gepfuscht wird fast überall", schreibt Schneider. Schlechtes Gewissen fehle, denn dadurch werde manches erst leistbar. In der Regel sei auch die Qualität gut, Anzeigen und Strafen seien verpönt.

Nach dem Wert berechnet werden zwei Drittel der Schwarzarbeit von Menschen "im Nebenerwerb" zusätzlich zu einer offiziellen Tätigkeit geleistet. 16 Prozent gehen auf organisierte Kriminalität, 17 Prozent auf Arbeitslose und Frühpensionisten zurück. Anders gerechnet geht Schneider davon aus, dass 35 Prozent des Pfusches offizielle Arbeit verdrängt, 40 Prozent würde zum offiziellen Preis nicht nachgefragt, 25 Prozent ist Selbsthilfe ("do-it-yourself").

Staat als Verlierer

Zwiespältig ist die Einstellung der Österreicher zu den Leistungen des Staates. Zwar glauben zwei Drittel, dass mit den Staatsfinanzen sorglos bzw. verschwenderisch umgegangen werde, aber dennoch sind 71 Prozent mit den Leistungen des Bundes und 75 Prozent mit den Leistungen ihrer Heimatgemeinde/-stadt zufrieden.

Während jeder, der pfuscht oder pfuschen lässt, gewinnt, ist der Staat großer Verlierer, durch Ausfälle bei der Sozialversicherung von 2 bis 3,5 Mrd. Euro. Die Steuerverluste halten sich hingegen nach Einschätzung Schneiders "in Grenzen, da das schwarz verdiente Geld sofort wieder in der offiziellen Wirtschaft ausgegeben wird". Die Krankenversicherungen verlieren, weil sie die Kosten für zusätzliche Unfälle bzw. Arbeitsunfähigkeit der Pfuscher tragen müssen.

Schattenwirtschaft spielt sich insbesondere in Baugewerbe und Handwerksbetrieben (39 Prozent) ab. Haushaltsnahe Dienstleistungen wie Nachhilfe oder Babysitten zeichnen für 17 Prozent der Schwarzarbeit verantwortlich. Jeweils 16 Prozent rechnet Schneider dem Bereich Kfz/Maschinen bzw. Hotels/Gaststätten zu. Die restlichen 12 Prozent sieht er in der Unterhaltungs- und Vergnügungsbranche. (APA, 16.1.2014)