Standard: Wie resümieren Sie nach einer Woche "Tausche Familie"?

Lehr: Ich würde es wieder machen. Wir wollten zeigen, dass wir als lesbisches Paar ganz "normale" Menschen sind.

Hammerl: Der zweite Hauptgrund war, unser Puppentheater zu präsentieren.

Standard: Es war aber dann doch anders, als Sie es sich vorgestellt haben?

Lehr: Wir haben nicht mit einem Gegner gerechnet, der die Scheuklappen so zumacht. Er hat sich nicht ansatzweise mit der Problematik auseinander gesetzt. Bei einem Treffen mit einem schwulen Paar wollte er nicht einmal auf derselben Bank sitzen.

Hammerl: Ich hatte den Nachteil, in einer fremden Wohnung zu leben. Ich musste mich eingliedern.

Standard: Wie war die erste Begegnung?

Hammerl: Ich war so aufgeregt, dass ich das falsche Stiegenhaus erwischt habe. Beim Betreten der düsteren Wohnung hatte ich ein komisches Gefühl. Die Familie hat sich ziemlich darüber gewundert, dass ich eine Frau bin.

Lehr: Man macht sich Gedanken, wo man hinkommt. Wir wussten nicht einmal das Bundesland.

Standard: Wie ging es weiter?

Lehr: Ich kam mir zum Schluss schon vor wie die Oberemanze. Er wollte den Haushalt nicht machen. Wir haben schon am ersten Abend debattiert ohne Ende.

Standard: Das klingt ziemlich strapaziös.

Hammerl: Ich habe in der Woche nur elf Stunden geschlafen. Die Kameraleute waren bis ein Uhr nachts da . . .

Lehr: . . . und kamen um neun Uhr früh wieder. Dazwischen kurz innehalten ging überhaupt nicht. Außerdem, selbst wenn die Kamera weg war: Er war immer noch da.

Standard: War Ihnen die Fernsehkamera lästig?

Hammerl: Die vergisst man ganz schnell.

Standard: Finden Sie, dass Sie sich richtig verhalten haben?

Lehr: Wir sind mit uns so übereinkommen, dass wir sagen: Die Kinder hatten eine schöne Zeit.

Hammerl: Und vielleicht denkt er ja auch darüber nach.

Zur Person Monika Hammerl (38) und Alexandra Lehr (34) sind seit acht Jahren ein Paar, leben in Wien und betreiben gemeinsam ein Puppentheater. (DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 14./15.8.2003)