Die "wahrscheinlich größte Computertastatur der Welt"
Punkten will man im öffentlichen Raum mit der "wahrscheinlich größten Computertastatur der Welt", die das diesjährige Festivalthema, "Code", anspricht. An der Fassade der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung wird das Riesenkeyboard in Kletterwandgröße errichtet und höchst unterschiedliche Expertengruppen zur Zusammenarbeit animieren. Zwei "Kenntnis-Eliten", die Extrem-Sportler und die Programmierer, müssen beim "Teleklettergarten" kooperieren, um Code zu erschaffen, so Stocker. Das diesjährige Ars Electronica-Festival (6. bis 11. 9.) wird sich mit "Code" als universelle Sprache der Informationsgesellschaft auseinander setzen, mit der "Omnipotenz" dieser Technologie, die den Computer als Werkzeug "gleichermaßen für Business, Kriegsführung, Unterhaltung und Kunst einsetzbar macht".
Mit der Thematisierung des Codes und der durch diesen begründeten "Kommunikationskonventionen" greift man auf sprachphilosophische Diskurse des 20. Jahrhunderts zurück, bestätigte Stocker, setze diese jedoch in ein "aktuelles Licht". Ein großer Schwerpunkt gelte dem digitalen Code als neuem Werkstoff der Kunst. "Kunst wird nicht mehr einfach erschaffen, sondern programmiert". Dass die Medienkunst innerhalb der Nische "zeitgenössische Kunst" selbst noch ein Nischendasein führt, habe sicher auch den Grund, dass "diese oft sehr experimentell und damit nicht leicht konsumierbar" ist, meinte Stocker. Weiters herrsche auch "insbesondere in Österreich - wie man am Bildungsbereich sieht - eine allgemeine Skepsis den neuen Medien gegenüber. Die Österreicher sind an der digitalen Revolution nicht sehr interessiert".
"Gettoisierung"
Dass der Konsum von Medienkunst außergewöhnlich viel (technisches) Vorwissen voraussetzt, will Stocker nicht bestätigen. "Ein studierter Musiker wird eine Mozart-Oper auch ganz anders hören als ein Laie. Genießen können die Aufführung jedoch beide." Während "jedermann weiß, wie man sich in einer Galerie verhält", gebe es beim Konsum von computererzeugter Kunst "noch große Unsicherheit" beim Rezipienten. "Es wird noch einige Jahre dauern, bis beim breiteren Publikum die Hemmschwelle ganz abgebaut ist". Dennoch: Die "Gettoisierung" der Medienkunst ist vorüber, es hat eine "unheimliche Durchdringung" der traditionellen Kunstwelt durch die digitalen Kunsterzeugnisse gegeben, so Stocker. Dass der erste Hype der Internet-Boom-Jahre vorbei ist, habe zwar für einen Rückgang der in dieser Sparte künstlerisch Tätigen gesorgt. Dies sei jedoch "für den Kern der Szene ganz gut".
"Code" als Gesetz, Kunst und Leben