Anhänger des gestürzten Präsidenten Mohammed Morsi haben am Mittwoch an verschiedenen Orten versucht, Straßen zu den Wahllokalen zu blockieren, in denen die Menschen am zweiten Tag des Verfassungsreferendums ihre Stimmen abgaben. Landesweit wurden elf Menschen getötet und 42 zum Teil schwer verletzt; die meisten bei Auseinandersetzungen zwischen Muslimbrüdern, Einwohnern und Polizei.

Beobachter mehrerer in- und ausländischer Organisationen berichten von zahlreichen Verstößen. Die betrafen neben logistischen und organisatorischen Unzulänglichkeiten insbesondere die Missachtung des Propagandaverbotes in der Nähe der Urnen. Sie haben auch mehrere Fälle gemeldet, in denen Muslimbrüder Wähler ermutigten, das Referendum zu boykottieren. Die Anti-Coup-Allianz, die immer noch hinter Morsi steht, erachtet auch ein Nein-Votum als Unterstützung der Übergangsführung, die sie ablehnt. Die Annahme der Volksbefragung gilt als sicher.

Hohe Wahlbeteiligung

Auch am Mittwoch stellten sich Millionen Bürger in den Wahllokalen an. In einer Provinz im Delta, so lokale Medien, habe die Beteiligung am ersten Tag bereits 40 Prozent betragen. Nach dem Referendum soll bekannt gegeben werden, ob es zuerst Präsidenten- oder Parlamentswahlen gibt. (Astrid Frefel aus Kairo /DER STANDARD, 16.1.2014)