Ferdinand Sarnitz aka Left Boy ist der Sohn von André Heller - doch was sein weltberühmter Vater von seiner Rap-Musik hält, sollte man ihn besser niemals, niemals fragen.

Foto: Laura Karasinski

STANDARD: Als ich im letzten Sommer mit Freunden durch Barcelona geschlendert bin und wir mit einer Ukulele dein Lied "I will survive" angestimmt haben, kamen plötzlich ein paar Italiener dazu und haben fehlerfrei mitgerappt. Da wusste ich, Left Boy hat es geschafft.

Left Boy: Das ist echt krass. (lacht)

STANDARD: Gab es für dich auch so einen Moment?

Left Boy: Eigentlich nicht. Ich weiß, dass ich bis zu diesem Zeitpunkt sehr viel erreicht habe, aber es gab nie einen ausschlaggebenden Moment, nach dem sich alles verändert hat. Es hat sich über die Zeit aufgebaut.

STANDARD: Hast du je einen Plan B gehabt, falls es mit der Musik nichts geworden wäre?

Left Boy: Nein.

STANDARD: Wie war deine Schulzeit?

Left Boy: Ganz okay. Es gab zwar ein paar Angstmomente, wo ich dachte, ich falle vielleicht in bestimmten Fächern durch, aber grundsätzlich war es nicht so schlimm. Ich war so ein Durchschnittsschüler.

STANDARD: Weil du schon damals viel Musik gemacht hast und dann für die Schule keine Zeit hattest?

Left Boy: Ich habe immer alles lieber gemacht als Hausaufgaben und Lernen. Videospiele, Musik machen, Filme schauen und mit Freunden abhängen hatte immer Vorrang gehabt. Aber ich habe schon sehr früh festgestellt, dass mir die Schulzeit sehr abgehen wird. Einfach weil es nie wieder im Leben passiert, dass du jeden Tag mit deinen besten Freunden verbringst. Das stellen viele erst fest, wenn die Schule aus ist.

STANDARD: Wie entsteht bei dir ein neues Lied?

Left Boy: Ich mache immer zuerst einen Beat, der stets nach meiner jeweiligen Stimmung ausfällt. Dann gehe ich im Kreis herum und schaue, wie der Beat auf mich einwirkt. Schließlich fange ich an, Sätze zu wiederholen. Auf diese Sätze baue ich dann auf. Ich schreibe auch nichts nieder, sondern wiederhole sie einfach. Irgendwann habe ich dann die erste Strophe, bis dahin habe ich alles schon 1000-mal gesungen und weiß bereits, wie ich das Ganze aufnehmen will. Nach dem Aufnehmen mache ich meistens eine Pause und setze mich am nächsten Tag wieder ran.

STANDARD: Hat dich der Erfolg verändert?

Left Boy: Auf jeden Fall. Ich erhalte mich selbst, das ist sehr angenehm. Ich bin unabhängig.

STANDARD: Inwiefern unterscheidet sich der Left Boy aus den Videos vom echten Ferdinand Sarnitz?

Left Boy: Ich bin ein sehr schlechter Schauspieler und kann eigentlich nur mich selbst spielen. Manche Sachen sind vielleicht "a bit exaggerated", aber so sind halt meine Gedanken. Meine Lieder sind wie mein Tagebuch. Mit 16 habe ich erkannt, dass ich durch Musik mit meinen Frustrationen und Aggressionen umgehen kann. Deswegen ist meine Musik immer auf meinen Erfahrungen aufgebaut.

STANDARD: In einem Lied auf deinem kommenden Album erzählst du von einer Nacht mit einem Groupie, von der du im Nachhinein erfährst, dass sie verlobt ist. Was war dein bis jetzt verrücktestes Groupie-Erlebnis?

Left Boy: Wann auch immer mir solche Fragen gestellt werden, fällt mir nie etwas ein - ich weiß es nicht. Was aber öfters passiert, ist, dass Leute vor dem Haus warten oder mich in der Stadt verfolgen. Das ist manchmal komisch, wenn man auf der Straße unterwegs ist und man weiß, diese Person da geht seit 15 Minuten hinter einem her.

STANDARD: Hast du einen Rat an junge Musiker, die es von Wien aus zu etwas bringen wollen?

Left Boy: Ja, ich habe zwei Punkte, die ich für wichtig halte. Das Erste ist, dass man sich selbst treu bleibt, was so der 08/15-Tipp ist, aber wirklich sehr wichtig ist. Besonders wenn das Ganze größer wird, ist es wichtig, dass man zu sich selbst steht, und auch, dass man dem Positiven und dem Negativen keine Macht gibt. Also dass man nicht sagt, es ist gut, weil 10.000 Leute gesagt haben, es ist gut. Und dass man auch nicht sagt, es ist schlecht, weil 10.000 Leute gesagt haben, es ist schlecht. Das ist anfangs genauso wichtig wie später. Und das Zweite ist, was immer meine Strategie war: Ich bin ein Musikfan und versuche alles immer wie ein Musikfan anzugehen. Also nach dem Motto: "Was würde mich freuen, wenn es mein Lieblingsact machen würde?" Und so versuche ich meine Projekte zu machen.

STANDARD: Was ist die nervigste Frage, die man dir in Interviews stellt?

Left Boy: Etwa was mein Vater von meiner Musik hält. Das sind Fragen, die man nicht mich fragen sollte.

STANDARD: Du hast einen zweijährigen Sohn, Yves-Louis. Nimmst du den auf Konzerte mit?

Left Boy: Der war einmal mit dabei, aber dann ist er eingeschlafen. Das war ihm wohl zu spät. (Anna Strümpel, SCHÜLERSTANDARD, 15.1.2014)