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Eugen Freund wird SPÖ-Spitzenkandidat bei der EU-Wahl im Mai.

Foto: APA/ORF/THOMAS RAMSTORFER

Wien/Straßburg/Brüssel - Nicht gerade mit großer Freude haben die SPÖ-Europaabgeordneten die voraussichtliche Ernennung des ehemaligen ORF-Moderators Eugen Freund zum Spitzenkandidaten ihrer Partei für die EU-Wahlen im Mai kommentiert. Der Delegationsleiter der SPÖ-Europamandatare Jörg Leichtfried erklärte am Dienstag im EU-Parlament in Straßburg, er sei vor sieben Tagen informiert worden.

Gespräche mit Freund habe es bisher aber keine gegeben, erklärten auch die drei weiteren EU-Abgeordneten Evelyne Regner, Karin Kadenbach und Josef Weidenholzer. Der Fünfte im Bunde, der Fraktionschef der Sozialdemokraten im EU-Parlament, Hannes Swoboda, hatte bereits gestern Abend die Entscheidung für Freund als positiv bezeichnet und von einem guten Team gesprochen.

"Bin sehr begeistert"

Leichtfried erklärte nun ebenfalls, dass es ein "sehr gutes Team, das personell gut besetzt ist", mit Freund geben werde. Es müsste gelingen, die Mandatszahl von fünf Abgeordneten zu halten. Darauf angesprochen, dass das nicht gerade nach rasender Begeisterung klinge, sagte Leichtfried, "oh ja, ich bin sehr begeistert. Wir können die EU-Wahl gewinnen."

Regner betonte, es gebe "verdammt viel zu tun für uns als SPÖ". In den letzten Jahren habe gerade die Debatte um die Sozialunion gefehlt. Hier gelte es, die Menschen mitzureißen. Leichtfried sagte, "wir gehen als linke Bewegung in den Wahlkampf, um am Ende ein sozialeres Europa zu erreichen".

"Gemeinschaftliche Überlegungen"

Ob Freund auch SPÖ-Delegationsleiter wird, sei "nicht spruchreif. Jetzt schauen wir, wie die Liste aussieht", so Leichtfried. Auf den konkreten Ablauf der Entscheidungsfindung angesprochen, meinte der SPÖ-Delegationsleiter: "Ich bin nicht bereit, parteiinterne Gesprächsverläufe wiederzugeben. Das waren gemeinschaftliche Überlegungen." Es gehe auch nicht darum, "wer wen angerufen hat".

Bundeskanzler Werner Faymann zeigte sich tags zuvor erfreut, dass die SPÖ mit dem ehemaligen "ZiB 1"-Moderator Eugen Freund einen sehr kompetenten Kandidaten als EU-Spitzenmann zur Verfügung hat. Dass Freund tatsächlich SPÖ-Spitzenkandidat wird, wollte er am Montag in der Puls 4-"News Arena" aber noch nicht formell bestätigen, weil die Parteigremien - "das sind 80 Leute" - das erst am Donnerstag beschließen.

Aber Faymann nützte die Gelegenheit, um Freund in höchsten Tönen zu loben. Der künftige SPÖ-EU-Spitzenkandidat erinnere ihn an den legendären ORF-Journalisten Hugo Portisch, bekundete der SPÖ-Chef, und pries die "Menge Erfahrung", die Freund einbringe.

Karas: "Neuling ohne Erfahrung"

Der Vizepräsident des Europaparlaments und ÖVP-Delegationsleiter Othmar Karas hat den neuen SPÖ-Spitzenkandidaten für die EU-Wahl Eugen Freund als "Neuling in der Politik ohne Erfahrung" bezeichnet. Am Rande der Tagung des EU-Parlaments am Dienstag in Straßburg sagte Karas, "ich sehe ihn als Mitbewerber in einem hoffentlich fairen Wahlkampf". Freund könnte mit dazu beitragen, dem Thema Europa den richtigen Stellenwert im Wahlkampf zu geben. Für die ÖVP ändere sich nichts. "Unser Ziel ist, Erster zu werden". 

Mölzer: Vilimsky soll arbeit abnehmen

Der FPÖ-Spitzenkandidat für die EU-Wahl, Andreas Mölzer, meinte, die Bestellung Freunds "bringt nicht das, was sich manche erhoffen. Bekanntheit ja", meinte er stoisch. Ebenso gelassen reagierte er auf die neue FPÖ-Doppelspitze mit Harald Vilimsky. Warum es so eine Doppelspitze gibt? Mölzer launisch: "Weil ich alt bin und er jung ist. Nein, ich brauche keinen Aufpasser, sondern einen, der mir die Arbeit abnimmt." Auch Mölzer möchte erster bei der Europawahl werden.

Grüne wollen drei Mandate

Die Grüne Europaabgeordnete Ulrike Lunacek sagte, "ich will drei Mandate". Da "Größenwahn nicht zu meinen Eigenschaften gehört, ist das möglich. Wenn auch nicht leicht. Das dritte Mandat ist ein Kampfmandat". Lunacek verwies darauf, dass die Grünen bei EU-Wahlen zwei Prozent mehr aufweisen könnten als bei den Nationalratswahlen, ein drittes Mandat sei also möglich. Angesprochen darauf, ob Freund die Chancen der Grünen schmälern könnte, sagte Lunacek, es sei "zu früh, genaue Analysen" zu machen. Sie sehe aber nicht, dass dies auf die Grünen große Auswirkungen haben werde. (APA, 14.1.2014)