Nicht allen Zeitungen in der arabischen Welt war der Tod des israelischen Ex-Premiers Ariel Sharon eine große Schlagzeile wert: Manche verzichteten sogar ganz auf die Meldung; andere begnügten sich mit ein paar trockenen Zeilen über das Faktum. Offizielle enthielten sich einer Stellungnahme, und auch politische Kommentare in den Zeitungen suchte man am Sonntag vergeblich.

Bei der Titelformulierung zu Sharons Tod zeigte sich allerdings, dass auch nach acht Jahren Koma das Feindbild des kontroversiellen Politikers nichts von seiner Schärfe verloren hat. "Der meistgeschmähte Mann im Libanon" lautete die Schlagzeile im Daily Star in Beirut, wobei der Schwerpunkt des Artikels auf Sharons Mitschuld an den Massakern an tausenden Menschen in den Beiruter Flüchtlingslagern Sabra und Shatila im Jahr 1982 lag. "Der Schlächter von Beirut" war dabei die am öftesten verwendete Charakterisierung.

Juristische Aufarbeitung fehlt

Erwähnung fand in manchen Medien auch eine Stellungnahme der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch: Sharon sei gestorben, bevor er sich vor der Justiz für seine Rolle bei den Massakern und der illegalen Expansion der israelischen Siedlungen in den Palästinensergebieten habe verantworten müssen; solche "Kriegsverbrechen" seien juristisch zu verfolgen.

Die Reaktion der Palästinenser auf Sharons Tod - zum Beispiel verschiedene Freudenkundgebungen - waren denn auch in vielen arabischen Medien sowie im iranischen Sender Press TV das zentrale Thema der Berichterstattung, die sich im Übrigen vorwiegend auf die Erwähnung der wichtigsten Stationen seiner Biografie beschränkten. (Astrid Frefel, DER STANDARD, 13.1.2014)