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Berits im März dieses Jahres wurden zahlreiche Gefangene aus dem Gefängnis in Bagram freigelassen

Foto: EPA/S. SABAWOON

Kabul - Im Streit mit den USA über Gefangene in Afghanistan setzt die Regierung in Kabul ihren Konfrontationskurs fort. Das Land will die meisten der 88 Gefangenen freilassen, die die USA als besonders gefährlich einstufen. Ausreichende Beweise für eine Anklage gebe es nur gegen 16 von ihnen, sagte ein Sprecher von Präsident Hamid Karsai am Donnerstag zu Reuters. Die übrigen kämen auf freien Fuß.

Die USA reagierten besorgt auf die Ankündigung, die 72 Gefangenen freizulassen. Dies habe man auch der afghanischen Regierung mitgeteilt, erklärte eine Sprecherin des US-Außenministeriums in Washington. Bei den betroffenen Gefangenen handele es sich um "gefährliche Kriminelle", die in Zusammenhang mit terroristischen Verbrechen stünden.

Die USA machen die Gefangenen unter anderem für die Tötung ausländischer Soldaten verantwortlich. So verlautete unlängst aus US-Regierungskreisen, 25 der Häftlinge hätten Anschläge auf die internationalen Truppen verübt. Rund 35 der Gefangenen seien zudem in Anschläge auf Zivilisten und afghanische Sicherheitskräfte verwickelt gewesen. Zusammen hätten die 88 Männer 60 ausländische Soldaten getötet.

"In jedem Haus eine Kalaschnikow"

Die US-Regierung hat den afghanischen Behörden laut eigenen Angaben umfangreiches Beweismaterial gegen die Gefangenen zukommen lassen. Die afghanische Justiz sieht aber zum Beispiel Fingerabdrücke auf Kalaschnikow-Sturmgewehren nicht als Hinweis auf Beteiligung an Straftaten an: "Auf dem Land findet man fast in jedem Haus eine Kalaschnikow", sagte Präsidentensprecher Aimal Faizi am Donnerstag.

Die afghanischen Sicherheitsbehörden haben das Gefängnis auf dem Luftwaffenstützpunkt Bagram erst kürzlich vom US-Militär übernommen. Deshalb steht bei den Afghanen nun eine Entscheidung über die Zukunft der Häftlinge an.

Die republikanischen US-Senatoren John McCain und Lindsey O. Graham reisten diese Woche eigens nach Kabul, um die afghanische Regierung dazu zu bewegen, die Gefangenen vor Gericht zu stellen.

Vierjähriger getötet

Am Freitag wurde bekannt, dass bei einer Operation der US-Marineinfanterie in der südafghanischen Provinz Helmand ein vierjähriges Kind getötet wurde. Ein ISAF-Sprecher bestätigte die Angaben der lokalen Behörden, nannte aber keine Details. (red/Reuters, derStandard.at, 10.1.2014)