Tel Aviv - Der Zustand des früheren israelischen Ministerpräsidenten Ariel Sharon hat sich weiter verschlechtert. Wie die Pressestelle des behandelnden Sheba-Krankenhauses bei Tel Aviv am Donnerstagnachmittag mitteilte, schwebt Sharon "in höchster Lebensgefahr". In den letzten Stunden habe sich sein Zustand verschlimmert, "und seine Familie weicht nicht mehr von seiner Seite", hieß es weiter.

Das Armeeradio zitierte Mitarbeiter des Krankenhauses mit den Worten, der prominente Patient habe nur noch "wenige Tage, wenn nicht Stunden zu leben". Nach ärztlichen Angaben versagen seit dem Neujahrstag die Nieren des 85-Jährigen, der seit acht Jahren im Koma liegt; auch andere Organe funktionieren zunehmend schlechter.

Schlaganfall

Sharon wird seit einem im Jänner 2006 erlittenen Schlaganfall in der größten Klinik Israels künstlich ernährt. Der frühere General und nationalistische Politiker, der am 27. Februar 1928 im britischen Mandatsgebiet Palästina als Sohn jüdischer Einwanderer aus Weißrussland geboren wurde, machte zunächst Karriere in der Armee.

1982 wurde Sharon Verteidigungsminister und ordnete einen Feldzug gegen die Palästinenser im Nachbarland Libanon an, der in einem Desaster endete. In den palästinensischen Flüchtlingslagern Sabra und Shatila verübten libanesische Christenmilizen Massaker unter den Augen israelischer Besatzungssoldaten. Der stark umstrittene Politiker führte ab 1999 die rechte Likud-Partei und war ab 2001 Ministerpräsident. Ende 2000 löste er mit einem provozierenden Besuch auf dem Jerusalemer Tempelberg die zweite Intifada der Palästinenser aus.

Nachdem Sharon jahrzehntelang die Siedlungspolitik vorbehaltlos unterstützt hatte, änderte er nach seiner Wiederwahl im Jahr 2003 überraschend seinen Kurs und setzte 2005 den Rückzug aus dem Gazastreifen und die Auflösung der dortigen jüdischen Siedlungen durch. Da Sharon deshalb seine Machtbasis in der Likud-Partei verlor, gründete er wenige Wochen vor dem Schlaganfall die Kadima-Partei. (APA, 9.1.2014)